Bilder & Berichte

2014: Auf den Spuren des Bergbaus

Sonntag, 04.09.2014

Fahrradtour "Radweg auf den Spuren des Bergbaus in Dorsten" mit Herrn Rainer Schöneweiß (WINDOR und Ruhr-Guide) und Volker Jenau, Verein für Bergbau- Industrie und Sozialgeschichte Dorsten e.V. – "Nordschleife" mit Hervest, Hervester Bruch, Wulfen und Wulfen-Barkenberg.

Am Tag des offenen Denkmals - Landesbauminister Michael Groschek besuchte an diesem Morgen die dortige Maschinenhalle und war gerade wieder fort - trafen sich um 11:00 vor dem Südtor der ehemaligen Zeche Fürst Leopold 8 Tour-Teilnehmer mir ihren Rädern ein.

Nach der Begrüßung durch die beiden Tour-Leiter ging es auch schon gleich los zur 1. Station der Fahrt, dem eigentlich städtebaulich schönen und zentral gelegenen Brunnenplatz inmitten der Bergbau-Siedlung, der leider zur Zeit gar keinen lebendigen Eindruck machte; Geschäfte gibt es hier nicht mehr!

Nun, nach einigen Erläuterungen zur Vorgeschichte und der eigentlich vorgesehenen Bedeutung des Platzes ging es dann auch bald weiter zum archetektonisch interessant und ansprechend gestalteten "Eingangstor" der Siedlung an der Ecke Freiligrath- / Burgsdorfstraße. Auch hier wieder einige interessante Erläuterungen zur Entstehungsgeschichte Bedeutung dieser Stelle.

Weiter ging es über den hinteren Teil der Burgsdorfstraße, vorbei an der kath. Kirche St. Josef. Die Kirche besticht durch ihre sachliche Nüchternheit und erinnert in der Architektur an die Zeche Zollverein. Nach der Querung der Halterner Straße ging es weiter durch die Wenge, vorbei an der Betriebsstation der früheren VEW, jetzt RWE Westfalen-Weser-Ems Netzservice GmbH (Westnetz ist der Verteilnetzbetreiber für Strom und Gas) und danach rechts ab "Zum Röhrken", parallel zu den Bahngleisen bis hinein in den Bruchweg und den Wedenhof - hier beginnt auf dieser Seite dann der in Dorsten und Umgebung bekannte und beliebte Hervester Bruch mit seinen ausgedehnten Grünflächen mit Bäumen und Büschen, Gewässern, Wasservögeln, Störchen und Heckrindern - ein wahres Naturparadies - Ergebnis der eigentlich negativen Seite des Bergbaus, den bekannten Bergsenkungen. Eine vom RVR und dem Heimatverein Dorf Hervest gebaute und gepflegte, videoüberwachte Beobachtungsstation lädt hier zum Verweilen und stillem Betrachten ein.

Nun die Fahrt ging über den Wedenhof weiter auf wunderschönen Feldwegen und ruhigen Straßen (Markeneck, Ostendorfer Kamp, Frankenstraße in Richtung Wulfen mit dem Ziel des ehemaligen dortigen Zechengeländes an der B 58 kurz hinter der Gastronomie Schürmann. Die letzten Meter mussten leider auf der vielbefahrenden B58 dorthin zurückgelegt werden. Ein Abzweig an der immer noch vorhandenen Bushaltestelle "Zeche Wulfen" endet dann schon bald vor einem verschlossenen großen Tor. Aufbauten irgendwelcher Art sind dort nicht mehr vorhanden und man sieht, wie sich die Natur das Gelände wieder zurückerobert hat.

Hier war aber noch nicht Endstation der bergbaunahen Radwanderung, denn was wäre die Wulfener Zeche ohne dem damaligen Archtekten- und Planer-Mekka Neue Stadt Wulfen oder auch Wulfen-Barkenberg genannt - ein völlig neues Städtebauprojekt für zunächst geplante 8000 Bergbaubeschäftigte und deren Familien, geplant vom Berliner Prof. Fritz Eggeling. In der Endausbaustufe sollten Wohnungen für bis zu 50.000 Menschen und die Infrastruktur einer Stadt (Rathaus, Krankenhaus, Kaufhaus, Busbahnhof, etc.) unter Einbeziehung (Alt-) Wulfens errichtet werden! Dass letztendlich alles anders kam ist zwischenzeitlich weithin bekannt.

Die 2 Seiten Barkenbergs zu erklären und anschaulich zu zeigen, gelang den beiden Touren-Leitern, den Herren Jenau und Schöneweiß in hervorragender Art- und Weise. Selbst für Einheimische war die Durchquerung dieses außergewöhnlichen Stadtteils ein Erlebnis besonderer Art und zeigte einmal wieder, das hier eben alles anders ist - neben morbiden Bereichen wurden auch der Stadtumbau West mit seinen in neuen, kräftigen Farben und zurückgebauten Häuserzeilen im Bereich des Handwerkerhofes gezeigt, ebenso der gelungene Umbau der Blauen Schule in ein gut funktionierendes Mehr-Generationen Wohnprojekt. Und das ganz viele Bewohner dieses Stadtteiles auch heute noch nicht im Traum daran denken, von hier fortziehen zu wollen, war ebenfalls in Form von immer wieder in Grünzonen versteckten Häusern und Wohneinheiten - verbunden durch ein verwinkeltes, abwechslungsreiches Wegenetz ganz ohne motorisierten Verkehr - nachvollziehbar.

Über den leider trostlos wirkenden Wulfener Markt mit Gemeinschaftshaus und Schwimmbad und dem sehr idyllisch gelegenen Barkenberger See und an der weit über die Grenzen der Neuen Stadt hinaus bekannte und wieder wertgeschätzten Gesamtschule ging es dann über die Kippheide Richtung Alt-Wulfen an Hotel Humbert vorbei zur "An der Wienbecke" - unter Beachtung des vom Heimatverein neu gestalteten Jüdischen Friedhofs - durch die Gerlicher Heide und vorbei an der Muna bis zur Straße "Am roten Stein" - benannt nach dem in Vorzeiten dort anzutreffenden rötlichen Raseneisenerz.

Nach Querung der Verbandsstraße ging es wieder nach Hervest Dorsten zum Zechengelände - heute CreativQuartier Fürst Leopold zurück. Hier fand immer noch das diesjährige Sommerfest statt und wir hatten dank des Bergbauvereins das Glück, sogleich mit und durch Herrn Jenau dort einer interessanten Führung durch die Maschinenhalle mit den Tandem Zwillings-Dampfmaschinen beizuwohnen. Mit dem genüsslichen Verzehren einer "Eisbombe" bei schönem Sonnenschein auf dem ehemaligen Zechengelände Fürst Leopold -Baldur endete eine ebenso lehrreiche bergbau-affine wie landschaftlich-reizvolle Radtour.

Danke den Herren Rainer Schöneweiß und Volker Jenau.

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