Bilder & Berichte

2021: Radtour zum Thema „Technik, die begeistert – Biogastechnologie und Wildenergiepflanzenanbau“

Sonntag, 27.06.2021

Tourenleitung Team „Tour de Buur“ / Organisation und fachliche Begleitung: Hans Rommeswinkel, Freiraumplanung Stadt Dorsten. Endlich war es wieder nach langer Corona-Pause möglich, gemeinsam eine Radtour zu unternehmen – wenn auch wieder nur in begrenztem Umfang, aber immerhin – max. 20 Personen waren uns erlaubt - ohne Test- und Maskenpflicht.

Ablauf der Tour

Unser Kooperationspartner, die stadtinfo Dorsten, übernahm freundlicherweise wieder das Anmeldeverfahren und so konnte die Gruppe unter Leitung von Hans Rommeswinkel nach der üblichen Begrüßung am Atlantis-Spassbad auch gleich losfahren, und mit dem Ziel 1 war schon bald der Eingang zur Üfter Mark erreicht , einem sehr schönen und artenreichen Wald- und Wandergebiet in der Hohen Mark, wie uns Hans Rommeswinkel am Hinweisschild auf dem bekannten Wander-Parkplatz gegenüber dem Tüshaus Weg erläuterte.

Ziel 2 war jetzt, nach dem Durchfahren des bekannten „Zum Vorwerk“-Waldweges über die A31 mit der südlich der Rhader Wiesen gelegenen, Schutz- und Informationshütte an der sog. Rhader Radspange aus dem Programm der NRW.Vital erreicht - unserem Treffpunkt mit dem Team von „Tour de Buur“ - in persona Landwirt Hubert Krampe mit Ehefrau (Rhade) und Landwirt Bernd Lienemann (Lembeck), die beide jetzt als fachlich versierte Leiter dieser zuvor angemeldeten Sondertour bereit standen.

Von allen herzlich begrüßt – zünftig auch mit einem Schlückchen des bekömmlichen „Lembecker Tröpfchens“ – wurden alle teilnehmenden Personen ganz professionell erst einmal ein Audiosystem – wie aus Museen oder bei sonstigen Führungen bekannt - ausgehändigt - bzw. auch gleich am Ohr hilfreich vom Tourenleiter Hubert Krampe und Herrn Lienemann installiert – der uns bat, ihn ab jetzt nur noch mit Hubert anzusprechen. So ausgerüstet mit dieser technisch sehr sinnvollen Einrichtung, stellten sich die beiden Landwirte einzeln mit ihren jeweiligen beruflichen Schwerpunkten vor, wobei Hubert Krampe die eigentliche Verantwortung für seinen Hof mittlerweile in die Hände seines Sohnes Matthias gelegt hat und nunmehr praktisch als Familienunternehmen „Naturmeister“ diverse geschäftliche Aktivitäten verfolgt, vorrangig natürlich die technisch aufwendige Anlage zur Erzeugung und Vermarktung von Biogas aus Gülle und nachwachsenden Rohstoffen. Landwirt Bernd Lienemann mit Familie dagegen, haben sich in der letzten Zeit immer mehr dem ökologisch geprägten landwirtschaftlichen Anbau (Getreide, Gemüse, Obst u.s.w. ) verschrieben. Beide Produzenten versuchen ständig, sich weiterzuentwickeln und ihre Unternehmungen dem Agrarmarkt entsprechend, zu diversifizieren. Das erfordert naturgemäß auch immer ein gewisses Maß an politischem Lobbyismus – lokal aber auch überregional. Gerade auf diesem Gebiet war und ist Hubert Krampe bekanntermaßen immer unterwegs – seine „Stimme“ hat durchaus im hiesigen Raum Gewicht.

Nun, Hubert erklärte uns zunächst– im Dialog mit dem sich in der Sache sehr engagierten Mit-Akteur der „Rhader Spange“, Hans Rommeswinkel, zunächst den Sinn und Zweck dieser Schutzhütten-Station, um dann während der Radtour kreuz und quer durch Rhade und Teile von Lembeck den Teilnehmern Geschichte und Eigenarten dieser beiden Landgemeinden unterhaltsam zu erläutern - beginnend mit den schon seit geraumer Zeit als Naturschutzgebiet ausgewiesenen „Rhader Wiesen“ mit ihren zahlreichen Wasserläufen, ihrer Fauna (z.B. Störche) und Flora. Dabei wurden natürlich immer wieder befreundete bzw. kooperierende Höfe in beiden Stadtteilen angefahren, die zum Gesamtteam „Tour de Buur“ gehörten, dessen Initiator und tatkräftiger Unterstützer Hubert Krampe war und ist. Aber es ging natürlich auch vorbei an dem Lembecker Standort der Raiffeisen Hamaland GmbH einer landwirtschaftlichen Genossenschaft hier im Industriegebiet „Am Sägewerk“ beheimatet. Sie ist quasi eine Art Dienstleister (Vermerkter) und Ansprechpartner der hiesigen Landwirtschaft.

Und wir würden keine Radtour mit gestandenen Bauern unserer Region unternehmen, die heute eher als landwirtschaftlich-technische Generalunternehmer fungieren, wenn Sie uns fragenden und unwissenden Teilnehmern nicht den landwirtschaftlichen Anbau (Produktion) selbst als auch deren Vermarktung bzw. Umwandlung bei sich und ihren umliegenden Nachbargemeinden erklären könnten. Es war eine solche Fülle von interessanten Informationen, die wiederzugeben hier den Rahmen dieses Berichtes sprengen würde. Daher sei an dieser Stelle einfach auf das Internet verwiesen, sollte man an dieser Materie ein tieferes, spezielleres Wissen benötigen.

Nun, so langsam neigte sich die „lebendige“ Rundfahrt durch die weitläufigen Felder und großen Höfe dem Ende zu und die Teilnehmer wollten jetzt auch zum zweiten Teil der Exkursion mit dem Titel „ Technik, die begeistert“ etwas sehen und erfahren. Bevor es aber auf den Familienhof der „Krampes“ mit der imposanten Biogasanlage in Rhade, Zum Vorwerk 75, und damit auch zur versprochenen „Kaffeetafel“, kam man zuletzt noch einmal speziell auf den Wildpflanzenanbau als ursprünglich angedachtes, mögliches Einsatzprodukt für das Biogas zu sprechen und hielt dazu an einem Feld mit eben diesen Wildblumenpflanzen vorbei. Anbei dazu zwei Berichte im Internet zu dieser immer wieder kontrovers diskutierten und nur vereinzelt praktisch umgesetzten Thematik: Bericht 1, Bericht 2.

Wie erwähnte Hans Rommeswinkel diesen Sachverhalt während der Besichtigung: „Sonne und Wind können wir gratis nutzen, Maisflächen oder besser geeignete Pflanzflächen stellen hier aber einen Bodenpreis dar und müssen umfänglich bewirtschaftet werden – besonders der Anbau - was läge da in der Politik und der Energiewirtschaft näher, diese Wildenergiepflanzen auch einzusetzen und somit Beiträge gegen das Artensterben zu leisten. Und dem pflichtete auch Landwirt Bernd Lienemann bei: Wenn man uns finanziell entschädigt, legen wir auch Blühstreifen oder Wildpflanzenfelder an – technisch ist kein Problem für uns!?

Jetzt ging es aber auf den großzügigen Hof Krampe mit der Biogasanlage einerseits und der schönen Wohnanlage andererseits. Sohn Matthias Krampe erwartete uns schon am Tor und erläuterte uns sachkundig und detailliert die technischen Anlageteile und den Fermationsprozess der Methangaserzeugung:

Auf der einen Seite ist es ein Bauernhof mit Milchviehbestand und landwirtschaftlichem Anbau, andererseits aber die Weiterentwicklung zu einem beeindruckenden Biogas-Produktionsbetrieb im Zuge der erneuerbaren Energie. Es ist kein Widerspruch, sondern eine sinnvolle Ergänzung eines geschlossenen Kreislaufbetriebes von Vater und Sohn. Während Matthias Krampe die Besucher mit erstaunlichen technischen Details beeindruckte - wir lernen täglich neu dazu - übernahm er auch mit seinem Vater Hubert die anschl. Führung der beeindruckenden Anlage. Der sogenannte Fermenter muss regelmäßig automatisiert beschickt werden. Das Gärprodukt Methangas treibt in einem quasi BHKW einen Motor an, der wiederum einen Strom produzierenden Generator. „Vergleichbar mit dem Dynamo am Fahrrad“, so Matthias Krampe. Diese beeindruckende Technik wurde hier in dem alten „Melkstall“ des Hofes untergebracht; das Dach natürlich bestückt mit Solarzellen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Mit dem ins Netz eingespeisten Strom können rund 700 Rhader Haushalte mit erneuerbarer Energie versorgt werden. Die parallel anfallende Wärme wird über Leitungen in das Dorf transportiert und versorgt dort einige Gebäude mit Heizungsenergie. „Ein in sich geschlossenes System, das vollautomatisch gesteuert und sehr sicher überwacht wird – von ihm selbst aber auch immer wieder durch externe, strenge Audits.

Zuletzt wird ein pelletiertes Düngeprodukt am Hof hergestellt. Dieser Dünger kann vom Balkonkastenbesitzer über den Hausgarten und landwirtschaftlichen Betrieben vielfältig eingesetzt werden. Der Vertrieb erfolgt über den lokalen Einzelhandel oder der Raiffeisen Genossenschaft. Somit schließt sich ein weiterer sehr sinnvoller Kreislauf im Zug der landwirtschaftlichen Produktionskette.

Dann war aber der Wissensdurst gestillt und wir wurden von der ganzen Familie – Hubert und Ehefrau, Landwirt Bernd Lienemann, Sohn Matthias Krampe und der Enkeltochter herzlich zu reichlich Kaffee, Kirschstreusel- und Erdbeertorte mit Sahne – alles von der Oma liebevoll hergestellt – auf dem Hof unter Bäumen eingeladen – natürlich wurde dieses Zusammensein noch einmal zur Klärung letzter Fragen genutzt. Zum Abschluss dieser sehr interessanten und schönen Exkursion gab es von Hubert dann noch einen Schluck des beliebten „Lembecker Tröpfchens“ und Sohn Matthias stellte uns – wer mochte - einen Karton mit Einheiten des selbst produzierten organischen Bio-Düngers aus dem Münsterland mit der Bezeichnung „NATUR MEISTER“ zur freundlichen Mitnahme und zum Testen zur Verfügung.

Der Verkehrsverein Dorsten bedankt sich ganz herzlich bei allen Beteiligten, die diese Radtour wieder zu einem beeindruckenden Erlebnis gemacht haben.

Fotos