Bilder & Berichte
2023: Radtour mit Johannes Götte zum Thema „mittelalterliche Turmhügelbauten in Dorsten und dem Besuch des Freistuhls in Deuten“
Freitag, 16.06.2023
Es war wieder einmal dieser sehr warmen Tage, als 19 interessierte Teilnehmer*innen sich mit dem Ratsmitglied Johannes Götte auf den Weg machten, um in die graue Vorzeit von Dorsten einzutauchen.
Darüber hinaus war noch ein besonderes „Highlight“ in Deuten an diesem Tag angesagt. Los ging es nach den üblichen Ritualen der Begrüßung und einer groben Skizzierung des Programms durch Johannes Götte – zunächst in das Stadtfeld und weiter zum ersten Punkt in Dorsten auf den Deich des „Rapphoffs Mühlenbach“ vor dem Barloer Busch.
Ablauf der Tour
Hier gab es allerdings nichts zu sehen, dafür aber zu hören: Hier in den Feldern lag in grauer Vorzeit einmal eine sog. „Motte“, eine Turmhügelburg. Der Baustil der Turmhügelburg stammt ursprünglich aus Frankreich, Bewohnt wurden sie vom sog. niederen Landadel der einem Kloster oder mächtigerem Herrn dienstpflichtig war, z.B. den Herren von Barloe. Die generelle Aufgabe war, eine wichtige Handelsstraße oder ein bestimmtes Gebiet zu kontrollieren, z.B. einen von West nach Ost vorpreschenden Grenzbereich des Herzogtumes Kleve gegen das Stift Münster zu sichern. Motten bzw. die Turmhügelbauten waren meistens von einem Graben umgeben. In den 80er Jahren, als hier die Arbeiten am Mühlenbach gemacht wurden, hatte man im Erdreich tatsächlich noch Reste dieser Burg freigelegt, aber leider nichts davon konserviert worden.
Meistens war in diesen Aufbauten nur wenig Platz, und eine benachbarte Burg o.ä. versorgte dann die wenigen Bewohner mit Nahrung und anderen Dingen. Es ging jetzt weiter durch den Barloer Busch auf die andere Seite der Marler Straße und weiter zur Hasselbecke hoch zur Blauen Brücke, dann nach rechts auf dem Deich weiter nach Hervest Dorsten, am Restaurant Jägerhof-Einhaus vorbei auf die andere Straßenseite und dort in die Orthöve. Dort, kurz vor der Marienkapelle ließ Götte auf der Straße anhalten. Auch hier im Buschwerk verborgen, konnte man wieder die Reste einer Turmhügelburg erkennen (siehe beigefügtes Foto).
Dann ging es ein kleines Stück wieder zurück und weiter auf dem geraden Stück der Orthöve – bis kurz vor dem Haus Ludger Einhaus-Bergmann. Dorst stellten wir unsere Räder ab und es ging nach rechts in einen kleinen Wald zu einer Anhöhe. Auch hier wieder die Spuren einer Turmhügelburg, die man im Grunde nur aus der Luft als solche erkennen kann (siehe beigefügtes Foto). Natürlich wußte Johannes Götte oder auch in Hervest Anwesende noch Geschichten von Familien aus der Umgebung zu erzählen. Zu dritten Station dieser Art ging es dann nach Wulfen in den Köhler Weg, nahe der Muna. Kurz vor dem Erreichen der Muna Straße ging es wieder in das Gelände dort. Unsere Räder wurden abgestellt und nun ging es zu Fuß über 2 Weideflächen weiter bis zu einem Zaun. Von hier aus ging der Blick auf die gegenüber liegende Seite, wo man dann auch wieder Erhebungen im Gelände ausmachen konnte (sie beigefügtes Foto zwischen Kampwiesken und Buschwiesken – vor dem durchfließenden Wienbach). Damit war die Exkursion zu den Turmhügelbauten beendet und wir bedankten uns ganz herzlich für diese tolle Führung und den Erläuterungen dazu.
Jetzt wurde es Zeit, zu unserem letzten Programmpunkt zu kommen. Natürlich hatte es sich mittlerweile herumgesprochen, wo es jetzt hingehen sollte – zum Freistuhl nach Deuten. Vorbei an der Muna ging es auf bekannter Strecke nach Holsterhausen, dann über die Birkenallee und geradeaus auf die Deutener Grundschule zu. Dann davor nach links die Abbiegung und über die Soerheide, vorbei am Storchennest und dem Heimathaus des Heimatvereins hin bis zur nächsten Kreuzung der Soerheide nach rechts, vorbei beim Tierarzt Hammer, Überquerung des Rhader Mühlenbaches, dann waren wir passgenau am Ort des Geschehens, dem neu gestalteten Freistuhl in Deuten an der Soerheide 65. Hier erwartete uns schon Frau Fischer-Strebinger am aufgestellten Zelt, die Leiterin unserer Stadtagentur – mit mitgebrachtem leckerem Apfel-Streusel-Kuchen und verschiedenen frischen Brötchen. Dazu konnte man sich an einem Stand noch kalte Getränke kaufen, was bei dem Wetter guten Anklang fand. Nun, was war hier los: Wir sollten an einem Femegericht teilnehmen, das von den Schauspielern Caroline Keufen und Harald Peinzke vom Dortmunder Kulturverein Melange e.V. veranstaltet wurde, wobei Letzterer noch von weiter her zum Spielort kam. Das Theaterstück hatte F rau Fischer extra für die Teilnehmer dieser Tour geplant: Ende der 80er Jahre wurde in Alt-Deuten ein großer Findling ausgegraben. Genau an diesem Ort hat es nachweislich einen Freistuhl gegeben, der bereits im Jahre 1482 erstmalig urkundlich erwähnt wurde. Der Freistuhl war ein mittelalterliches Freigericht, auch Femegericht genannt. Die Gerichtsbarkeit über Leben und Tod war Privileg von Femegerichten bzw. deren Vorsitzenden, den Freigrafen (oder Stuhlherren). Der Freistuhl von Deuten gehörte zur Freigrafschaft Heiden, der sich im Besitz der Familie von Raesfeld befand. An der originalen Gerichtsstätte, dem Freistuhl in Deuten, wird mit einer nachgespielten Femegerichtsverhandlung Dorstener Geschichte wieder zum Leben erweckt.
Und so wurden einige von uns in diese Verhandlung mit „eingebaut“ – natürlich hatte Frau Fischer das zuvor mit den Schauspielern abgesprochen, dennoch war das für die „Betroffenen“ eine neue Situation. Wir als „Geschworene“ wurden zur Verschwiegenheit verdonnert. Aber dann am Ende der Vorstellung – Gott sei Dank – stellte sich alles Geschehende doch als ein Traum heraus. Jedenfalls war es wunderbar, wie die Beiden dort agierten und gerade Caroline Keupen immer wieder in neue Rollen schlüpfte – es war in der Tat ein echtes Spektakulum. Auf jeden Fall war diese Geschichtsstunde etwas ganz Besonderes für den Verkehrsverein Dorsten und wir sind Sabine Fischer zu großem Dank verpflichtet – sowohl für die Verpflegung als auch für das Theaterstück selbst und natürlich auch Johannes Götte für seine Tour bis dorthin – und das alles bei diesem herrlichen Wetter. Dann ging es aber doch auf geradem Wege über den Tüshausweg und der ehemaligen Bahnstrecke relativ rasch wieder bis zur Hohenkamp-Brücke nach Hause.