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2024: Radtour/Spaziergang durch die Neue Stadt Wulfen mit dem Architekten und Planer Dipl.-Ing. Peter Broich

Sonntag, 23.06.2024

Dieser Sonntag war sonnig und wunderschön für einen Ausflug in die neue Stadt Wulfen (Barkenberg).

Und so trafen sich an der Radstation die Mitglieder des Verkehrsvereins, um gemeinsam zum dortigen Gemeinschaftshaus zu fahren, um hier den langjährigen und in Dorsten sehr bekannten Planer und Architekten dieser Neuen Stadt, Dipl.- Ing. Peter Broich zu treffen.

Ablauf der Tour

Natürlich müssen wir zunächst zu dieser Person etwas erzählen, will man das ganze Unterfangen verstehen. Architekt Dipl.-Ing. Peter Broich, 35 Jahre Vorsitzender und jetzt Ehrenvorsitzender des Kunstvereins in Dorsten und gebürtig in Merseburg an der Saale, hat seit 1970 seinen Wirkungskreis in Dorsten-Wulfen. Jahrelang fand man ihn, seine Texte und gelegentlich auch Schlagzeilen in den hiesigen Zeitungen, wenn es um bildende Kunst ging. Zunächst aber wandte er sich der Planung und dem Bau der Neuen Stadt Wulfen zu. Von etwa 1965 bis 1967 arbeitete er im Architekturbüro von Prof. Eggeling Hannover an einem der Wulfener Wohnungsprojekte, bekannt als “ Baugruppe Eggeling”, war anschl. bis 1981 leitend in der Entwicklungsgesellschaft Wulfen m.b.h. (EW) tätig, seit 1974 als technischer Prokurist. Sein Vater, Prof. Dr.Dr. Franz Broich war Leiter der chem. Werke Hüls und dort lernte er auch seine Frau Ellen Schmidt kennen, die allerdings 2002 verstarb. Sie gehörte zunächst dem Wulfener Gemeinderat an und nach der Neuordnung 1975 drei Legislaturperioden dem Dorsten Stadtrat an, z.B. hier auch dem Jugendausschuß. Dipl.-Ing. Peter Broich gehört seit 1983 dem Bund deutscher Architekten BDA an und hat mehrfach über die Planung und Bau dieser Neuen Stadt auch publiziert.

Das vorausgeschickt, zeigte er uns jetzt zunächst den aktuellen, jetzt aber erst einmal gestoppten Abriss des ehemaligen Wulfener Marktes, wobei der schöne Rundbau (das Ärztehaus) auf der gegenüberliegenden Seite geblieben ist. Entworfen und gebaut wurde er von dem “weltbekannten” Architekten Josef Paul Kleihues. Es zeigte ehemals eine den Berliner Markthallen ähnliche Konstruktion mit Laubengängen, zweigeschossigen Läden und darüber Wohnungen. Und dann natürlich ebenfalls die über Wulfen hinausreichende Gesamtschule mit der Bücherei, dem Hallenbad und dem großen Gemeinschaftshaus, von der AWO betrieben, und ebenfalls der sehr schöne See. Die dem Gemeinschaftshaus anliegende Wassertreppe mit dem Zugang zum See ist ebenfalls leider stillgelegt. Gefühlt unendlich lang warteten die Barkenberger bereits auf den Abriß dieser traurigen Immobilie. Aber auch jetzt, nach teilweise erfolgtem Abbruch, wieder nichts als ein Stop. Jetzt gingen wir auf dem bekannten und das gesamte Gebiet von Barkenberg durchziehenden Napoleonsweg, der hier allerdings selbst nie war und seine Soldaten dieses Gebiet auch nur kurz benutzten. Er reicht bis weit über die Lippramsdorfer Landstraße hinaus in die “Hohe Mark”. Zur Rechten dann das gern genutzte und von der AWO betriebene Seniorenzentrum Barkenberg. Es wurde auf dem Gelände der ehemaligen Metastadt gebaut und 1995 eröffnet - mit der Leiterin bis in unsere Tage, Frau Sonja Schroer-Klösener.

Als nächstes dann die “rote” Finnstadt. Diese Baukunst, die die Menschen vereint und doch trennt, ist nicht nur in sozialer HInsicht bespielhaft, sondern eben auch in architektonischer. Die Eigentümer schwören auf die Veränderbarkeit der Räume. Keine Wohnung gleicht in dem Komplex einer anderen. Sie konnten sogar noch einen Fahrstuhl in das Haupttreppenhaus einbauen lassen, da die Architekten Toivo Korhonen und Lauri Sorainen darin den Raum gelassen haben. Hier eine Wohnung zu bekommen ist sehr schwer. Meistens folgen Angehörige den Eigentümern nach. Zur Linken dann das evangelische Gemeindezentrum, das zurzeit zu einer Kita umgebaut wird. Aus dem denkmalgeschützten Gemeindezentrum an der Talaue 68 soll 2024 eine Kindertagesstätte werden. Das Gemeindebüro und Pfarrerin Denise Bongers selbst zieht dann nach Hervest Dorsten in die Glück-Auf-Str.6. Dahinter sieht man die Grüne Schule an der Talaue. Sie ist eine funktionierende Grundschule im Ortsteil.

Nach rechts über eine Fußgängerbrücke biegen wir ab, vor uns die kath. St. Barbara Kirche mit dem “Kreuz auf der Erdkugel” auf dem Dach. Die Kirche ist der hl. Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute gewidmet und wurde 1973 eingeweiht. 1967 wurde ein Kirchbauverein gegründet und 1988 kam auch die Orgel. Die Kirche bekam 1989 dann ein pyramidenförmiges Dach und so fiel mehr Licht in das fensterlose aber mit breiten Türen versehende Gotteshaus. Nach dem Durchgang durch eine Unterführung erreichten wir das gemeinschaftliche Wohnprojekt der ehemaligen “Blauen Schule” an der Barkenberger Allee 116 entstand in 2006 beginnend und in 2012 dann fertiggestellt. Es enthält 33 Wohnungen mit unterschiedlichem Grundriss und Größe. Es wurde auf dem Gelände der ehemaligen Blauen Schule (Barkenbergschule) gebaut. Das Ziel aller Beteiligten, so Architekt Schmidt-Domogalla, ist sich gegenseitig zu stützen in allen Lebenslagen, wurde hier verwirklicht.

Wir gingen jetzt weiter zum größeren Gelände des Gebietes “Am Himmelberg” mit seiner Ladenzeile mit dem anschl. Handwerker Hof. Hier erfolgte der große Stadtumbau West 2004, ein Projekt des Bund-Länder-Programms. Es wurde durch mannigfache Fehlentwicklung der Bevölkerungsstruktur notwendig. So wurde z.B. 2009 in der Nähe der Ladenzeile ein Erinnerungsdenkmal eingeweiht, das von 11 Jugendlichen unter Anleitung eines Metallbildhauers erschaffen wurde. Es erinnert an den Abriss vieler Häuser in der Stadt, die über 40 Jahre lang den Ortsteil prägten. Dann erfolgte noch einmal ein Rückbau und die verbliebenen Häuser erhielten einen neuen, farbigen Anstrich und teilweise neue Fenster. Dazu kamen auch neue Dächer, die Balkone wurden saniert und die Eingangsbereiche entsprechend ebenfalls optisch aufgehübscht. Nach siebenmonatiger Bauzeit war dieser Stadtumbau 2014 abgeschlossen und die neue Ladenzeile eingeweiht. Statt der bisherigen Brücke führt nun eine Treppe unmittelbar zum Handwerkshof. Zwei Monate lang wurden zehn Steinblöcke, die zur Bürgerskulptur gehören, von Rüdiger Kühn und freiwilligen Akteuren bearbeitet, wobei jeder Stein ein anderes Thema symbolisiert. Sie bildet den östlichen Punkt zu der von Jugendlichen entstandenen Steele.

Es ist diese Vielfalt an verschiedenen Wohnformen und Gebäuden, den sozialen Einrichtungen, verbunden mit den grün durchzogenen Arealen mit seinen ganz verschiedenen Pflanzen und Bäumen, dem schönen See mit seinen Ufern, den kreuzungsfreien Wegen ohne Ampeln, den Durchbrüchen unter den Häusern - die alle zusammen den unverwechselbaren Reiz dieses Stadtteils ausmachen – und das alles hat uns der Dorstener Architekt und langjährige Vorsitzender des Kunstvereins Dipl.-Ing. Peter Broich anschaulich zeigen können und wollen, wofür ihm der Verkehrsverein sehr dankbar und verbunden ist.

Fotos