Bilder & Berichte
2019: Fachlich geführten Radtour zum Thema Fließgewässer in Dorsten
Sonntag, 16.06.2019
Auch diese bereits lange geplante Radtour zum o.g. Thema fand wieder mit 23 interessierten Vereinsmitgliedern und Gästen bei sonnigem Wetter einen guten Zuspruch - und mit Hans Rommeswinkel, langjähriger Sachgebietsleiter Natur-/Landschaftsschutz und Freiraumplanung bei der Stadt Dorsten - konnte zu diesem Thema keine geeignetere Tourenleitung gewonnen werden.
Ist er in Dorsten doch vielen als Fachmann für ökologische Zusammenhänge und –planungen hinlänglich bekannt und geschätzt. Es waren die Besonderheiten der von ihren Namen her bekannten Fließgewässer Schölz-/Schölsbach, Rapphoffs Mühlenbach, Hammbach und das ökologisch sehr wertvolle Bachsystem des Wienbaches, die Rommeswinkel bei diesem Exkurs in den Fokus nahm und den interessierten Teilnehmern*innen aufgrund seiner beruflichen Expertise authentisch und auch unterhaltsam zu erklären wußte. Ein vielfaches Lob war ihm am Ende der Tour daher gewiß.
Ablauf der Tour
Los ging es hoch auf den Lippedeich in Höhe der Hohenkampbrücke – dort wo der „grafittigeschmückte“ große Dükerabgang befindet, von dem aus Hans Rommeswinkel direkt zu der Gruppe seine Erklärungen gab - zunächst zum sog. „Unterlauf“ des Baches und hier an dieser Stelle praktisch an dessen Ende, dem Mündungsbereich des Schölzbaches in die Lippe. An dessen linker Seite stehen bekanntlich drei Exemplare der Kunst-Installation „Bänke an den Schölzbach“. Seit dem 14. Jahrhundert bildete der Schölzbach (im Volksmund auch die „große Becke“ genannt) die Grenze zwischen kurkölnischem und klevischem Gebiet und war somit „Grenzbach“ zwischen Dorsten und Gahlen-Hardt und damit das einzige Fließgewässer in unserem direkten Innenstadt-Gebiet. Im Rahmen des Projektes „Wir machen MITte“ soll dieser sowohl ökologisch als auch Aufenthaltsraum bis 2021 aufgewertet werden. Von dort ging es auf dem Deich Richtung Abfahrt LWL-Heim (Suchtkranke), Tagespflege und vorbei am ev. Altenzentrum Maria Lindenhof Im Werth und dort weiter zur linken Seite der gleichnamigen großen Wohnanlage. Hier wurde an einer Stelle unter Bäumen angehalten, wo seinerzeit über der heutigen Tiefgarage ein Wasserbecken in Form eines „Knochens angelegt wurde. Dieses soll zukünftig durch blaufarbige Bepflanzung an den unterirdischen Verlauf des Schölzbaches erinnern. Über die Hochstadenbrücke führte die Tour Richtung Mercaden und weiter auf dieser Seite den Uferpromenadenweg entlang Richtung Villa Ölhafen Müller (jetzt Baustelle eines neuen Wohngebietes der Caritas) . In Höhe der Anlage Finkennest (Kita St. Agatha und Kinderspielplatz) gab es – wieder an „den Stühlen“ von Billi Erlenkamp - einen Stopp. Hier befindet sich abermals eine Dükerung des Schölzbaches , jetzt vor dem Wesel-Datteln-Kanal. Es ist ein äußerlich wenig ansprechendes technisches Bauwerk, daß hier seinen Zweck erfüllen muß - der groben, mechanischen Reinigung des Fließgewässers; bevor der Bach durch eine Rohrleitung unter dem Kanal geführt wird und im Nordbereich erneut mit einem technischen Bauwerksdüker erlebbar wird und dann in einer Rohrleitung bis zur Lippe geführt wird.
Der Einlassbereich des Dükers ist bei höheren Außentemperaturen oftmals von den bekannten unangenehmen, muffigen Gerüchen gekennzeichnet. Ganz sicher kein wirklicher Ort, sich gemütlich auf einer Sitzgelegenheit dort auszuruhen – eher ein kritischer Hinweis der Künstlerin auf den Umgang mit diesem früher für die Bürgerschaft so bedeutsamen Gewässers. Von dieser Stelle ging es weiter zum sog. „Mittellauf“ des Schölzbaches, der zwischendurch oftmals gar nicht mehr sichtbar durch privates Gelände fließt , hin zum ehemaligen Gelände der alten Winck`s Mühle am Alten Postweg, der von den Altstadtschützen oft zur Abhaltung ihres Biwaks genutzt wird. Es ist eigentlich mit dem unter der Straße hindurchfließenden Schölzbaches ein idyllisches Plätzchen Erde, an dessen Ende sich der schön angelegte und gerne benutzte „Ritter-Spielplatz“ befindet. Leider ist der Bach hier oftmals sehr verschlammt und das Gelände wird, wie viele andere Stellen auch, nur sehr sparsam gepflegt. Aber, im Rahmen des Projektes „Wir machen MITte“ soll es aufgewertes und eine kleine Brücke soll dergestalt angelegt werden, daß ein barrierefreier Rundweg durch das Parkgelände entsteht. Wir bewegen uns per Rad weiter zum „schmalen“ Parkausgang Richtung Alleestraße, vorbei an den Hochbeeten des Teams „Hochbeete und Baumscheiben an der Alleestraße“ des Stadteilbüros, das an diesem Tag im Rahmen der „offenen Gärten“ Präsenz zeigen und für bürgerschaftliches Engagement im Rahmen der „Grünpatenschaften“ werben. Angehalten wurde hier nicht und es ging direkt weiter hinauf auf die Kirchhellener Allee und nach links in die Goethestrasse, vorbei am „Klima- und Goldbrinkwäldchen zur Linken, durch die sich der Schölzbach idyllisch hindurchschlängelt. Auch hier, links neben der „Goethestrassen-Brücke“ , wieder zwei der „Kunst-Stühle“ positioniert – vom Blick auf den Bachlauf durch hohe Brennessel-Bestände abgeschirmt – aber das soll sich ja schon bald ändern ! Es wird nach links in den sog. „Grünzug Goldbrink“ eingebogen bis zum Gelände der ehemaligen Hülsdünker´sche-Mühle deren altes Backsteingebäude noch steht, allerdings ohne das Mühlrad. Das weitläufige, sehr gepflegte und mit einheimischen Bäumen bewachsene Gelände und die Aufbauten befinden sich heute in Privatbesitz. Der Schölzbach fließt hier an der Grundstücksgrenze vorbei und biegt am Fuß-und Radweg des Grünzuges „Goldbrink“ - auch diese besondes idyllische Stelle mit Kopfweiden zur Grundstücksseite wird im Rahmen des Projektes aufgewertet - nach links in Richtung Gladbecker Straße und nach deren Querung weiter in den Grünzug „In der Miere“ bis zu den Bahngleisen ab. Wir befinden uns jetzt bereits im oberen Teil des Schölzbaches auf Dorstener Seite und kommen nach Überfahren einen kleinen alten Steinbrücke über den Bach nach rechts in einen Auewald und fahren darin rechts abbiegend bis zu einer ganz versteckt liegenden Pumpstation des Wasser- und Bodenverbandes nahe den Bahngleisen – hier beginnt praktisch der Dorstener Schölzbach (alt), ist quasi seine „Quelle“.
Dieser „Quellbereich wird durch den auenartigen Waldbestand mit Erlen und Weiden geprägt. Auch die Wasservegetation entspricht diesem typischen Lebensraum. Auf der gegenüberliegenden Seite, jenseits der Gleise und des Tönsholter Weges fließt dann der aus Kirchhellen ankommende andere Zweig des Baches – der Schölsbach, der später nahe des Barloer Buschs (Stadtswald) in den Rapphoffs Mühlenbach einmündet. Dahin fahren wir nach Besichtigung der Pumpstation über die Wilhelm-Norres-Straße, vorbei an der Tennishalle Feldmark und dem Gelände des Bürgerschützenvereins bis diese nach Passage der Bahngleise auf den Tönsholter Weg endet. Diesen befahren wir nordwärts und gelangen so hinter der Gärtnerei Dreckmann auf den schönen baumbewachsenen Weg, immer entlang des dahinfließenden Schölsbaches bis zur Brücke der eigentlichen Barbarastraße. Hier wird wieder ein Halt eingelegt um zu schauen und zu erklären: Der Bach ist hier durch sein technisches Ausbauprofil gekennzeichnet. Ein sog. doppeltes Trapezprofil und eine tlw. geschotterte Sohle wurde hergestellt und beidseitig stocken typische bachbegleitende Gehölze. Er bildet die südliche Grenze des Siedlungsraumes und somit auch eine raumprägende Zäsur für die Stadtentwicklung. Danach geht es kurz nach links, dann wieder rechts auf einen Weg, der uns nahe der alteingessenen Gaststätte der Fam. Maas-Timpert führt. Die verkehrsreiche Bochumer Straße wird überquert und es geht auf dem Bruckner Weg des Stadtsfeldes weiter, parallel immer der Schölsbach fließend – vorbei an einer wunderschön mit Obstbäumen und einem großen Insektenhotel angelegten Wildblumenwiese. Kurze Zeit später wird in den Feldweg nach rechts abgebogen, um so über den Krüskamp hoch auf die Brücke über den Rapphoffs Mühlenbach zu kommen – zum Greifen nahe auf der anderen Seite der Barloer Busch. Es wird abermals ein Halt eingelegt – die schöne Kulturlandschaft zu schauen und zu erklären, u.a. findet sich auch hier wieder ein Pumpwerk des Lippeverbandes; es war nötig geworden, um das Wasser des Erdbachs, aus Altendorf kommend und aufgrund der enormen Bergsenkung dort, an seiner Mündung in den Rapphofs Mühlenbach zu heben, bis dieser voraussichtlich 2016/2017 vertieft wurde.
Dieser Bachlauf muss in den nächsten Jahren aufgrund der Wasserstände als Folge des Bergbaus erneut angepasst werden. Die Radexkursion nimmt wieder Fahrt auf und es geht in den Barloer Busch hinein, vorbei an der Gedenkstätte des in Dorsten geborenen und aufgewachsenen großen Jagdmannes und -schriftstellers Ferdinand von Raesfeld nach links zum Ausgang des vom Dorstener Hegerings (Waldlehrpfad) betreuten Waldgebietes in Richtung der Marler Straße. Vorher ließ Rommeswinkel noch einmal an einer wiederum zu dieser Jahreszeit mehr als idyllischen Stelle kurz anhalten: Ein ca. 50 Meter breites Tal um den hier querenden Schlattbach herum ist naturbelassen und wird seit mehreren Jahren weder bewirtschaftet noch betreten. Ansonsten durchzieht ein dichtes Netz von Wassergräben („Klein-Amsterdam“) den Forst, was wegen Grundwasser-Beeinträchtigungen durch den Bergbau notwendig wurde. Zum Innehalten und Träumen bleibt keine Zeit, und am Waldrand nach rechts abbiegend, geht es bis zu Ampelkreuzung in Höhe Baustoff Sender weiter, um hier die vielbefahrene Marler Straße (B225) zu überqueren und geradeaus in die Schleusenstraße hinaufzufahren. Kurz vor Erreichen der Dorstener Schleusebefindet sich gegenüber Fernmelde Baumann, abermals ein technisches Bauwerk, aus Sicherheitsgründen eingezäunt, das erklärt werden muß: Es ist ein Hochwasser/Regenwasser-Rückhaltebecken. Die Zeit ist fortgeschritten und es ist warm, so langsam wird es Zeit, die übliche Rast einzulegen. Dazu bieten sich im Dorf Hervest doch mehrere Möglichkeiten – also geht es dort hin: Über das bekannte Industriegebiet geht es an der großen Biogasanlage von Odas , Genan us.w. vorbei bis wir auf das bekannte und beliebte Abfüllwerk der „Stiftsquelle“ stoßen. Nach links weiter führt der Radweg über die neue Hervester Brücke geradewegs in das Dorf. Vorher noch die alte Brücke (Baustelle, nur einseitige Spur) querend und dabei nach links herunter kurz einen Blick auf den sog. „Hervester Schwall“ werfend erreichen wir die Dorfmitte und finden eine schöne, schattige Stelle auf der Terrasse des sehr bekannten Hotel-Restaurant Grütering, direkt in Reichweite des Heimat- und Schützenvereins und der Freiwilligen Feuerwehr – Pause!
Jetzt liegt „nur“ noch das den allermeisten Dorstenern sehr bekannte und beliebte, naturgeschützte Bachsystem des Wienbaches“ – gerne auch Wienbecke (Weidenbach) genannt vor uns. Der Hervester Bruch ist ein ehemaliger verlandeter Nebenarm der Lippe und Bestandteil der Hervest-Wulfener Sandplatten, alten Niederterrassenflächen der Lippeaue, in denen nährstoffarme Sandböden vorherrschen - im Volksmund auch „das Storchenland“ mit seinen Störchen, Reihern, dem Kiebitz, Heckrindern und neuerdings auch Wasserbüffeln – alles in Allem mehr als einen Besuch wert und für jeden Naturfreund ein unbedingtes „Muß“. Nun, nach ausgiebigen Erklärungen und Bestaunen der Storchennester an Brauckweg und Wedenhof und der dort im Wasser liegenden Büffel – alles zusammen ein mehr als beeindruckendes „Naturschauspiel direkt vor unserer Haustüre“ geht es über die Gälkenheide wieder aus diesem Paradies hinaus und fahren kurz vor dem Ortseingang Dorsten in Holsterhausen am Riedweg direkt schon wieder an einem durch Bergabsenkung entstandenes Feuchtbiotop, dem Deichgrafen, ein Vogelbeobachtungspunkt zur Linken vorbei. Über den Luner Weg, hier passieren wir wieder den Wienbach, geht es über die Bismarckstraße in die Marienstraße und weiter über die Fußgängerampel der Borkener Straße nach rechts in das Gebiet des Hammbaches. Über den Knappenweg, die Juliusstr., vorbei an der Realschule, der Baumann-Arena/ BigGreen Basketballhalle geht es hinter der Haumeister-Wohnung nach links in den Fuß- und Radweg am Hammbach. Hier wird noch einmal angehalten und folgendes erklärt: Dieser Abschnitt war Teil des früheren Hammbachlaufes, der mitten durch die Siedlung verlief. Der Bachabschnitt hatte auch Abwasser in seinem Ablauf. Dieses wurde durch eine Rohrleitung abgekoppelt. Der Abschnitt wurde in den 90er Jahren zurück gebaut. Dieser Raum wurde dann als linienförmige Radtrasse in einer Tieflage so neu gestaltet, dass er keine Beeinträchtigung der benachbarten Siedlungsräume darstellt (Einsehbarkeit) und zusätzlich mit einem begleitenden Graben eine hohe Grünvernetzungsachse bis zur Lippe darstellt. Die Radtrasse ist eine beliebte und stark genutzte Alltagsroute für Radfahrer und bietet dazu aber eine hervorragende Verbindung von der Lippe zum Blauen See. Und da man an dieser Stelle nun schon beinahe 5 Stunden unterwegs und voller toller neuer Eindrücke war, blieb jetzt nur noch dem Tourenleiter Hans Rommeswinkel ein dickes „Dankeschön“ zu sagen und die Teilnehmergruppe – jetzt mehr oder weniger wieder auf bekanntem Terrain, aufzulösen.