Bilder & Berichte

2020: Winter-Spaziergang durch die Stadt zur Begrüßung des Neuen Jahres

Sonntag, 12.01.2020

In diesem Jahr sollte die Begrüßung einmal nicht in unserer schönen Natur stattfinden, sondern durch das Stadtgebiet von Dorsten – rund um die Altstadt führen.

In 2020 und 2021 werden zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Stadtentwicklung im Zuge des großen Projektes „Wir machen MITte“ umgesetzt. So konnte als Tourenleiter keine geeignetere Person als der Technische Beigeordnete der Stadt Dorsten, Dezernent Holger Lohse, dafür gewonnen werden – und der war bereit dazu, wenn es für ihn auch Neuland bedeutete.

Ablauf der Tour

Holger Lohse hatte sich in seinem Team mit einem ausgeklügelten Ablaufplan aller zu besuchenden interessanten „Hotspots“ aus 2019/2020/2021 - zusammen mit den Besuchern auf den Weg um und durch die Altstadt von Dorsten auf den Weg gemacht. Natürlich durfte dabei auch zu Beginn vor dem Alten Rathaus am Markt ein kurzer Abriss der Geschichte Dorstens nicht fehlen. Dann ging es rund 2,5 Stunden lang durch die Stadtmitte, vorbei an den 3 Stadttoren mit Wallanlagen und Stadtmauer, zum Jüdischen Museum Westfalen, zum neuen Campus aus Bürgerbahnhof und Treffpunkt Altstadt, zum Franziskanerkloster bis hin zum Spielplatz Finkennest und dem Lippetorplatz. Es wurde ein rundum guter und lehrreicher Spaziergang mit Ausblick in die kommenden 2 Jahre – bei kühlem, leicht regnerischem Wetter an einem Sonntagnachmittag im Januar 2020.

Der Gang wurde an diesem Sonntag auf den frühen Nachmittag gelegt. Das Wetter war zunächst recht ordentlich – dann aber bewölkte es sich immer mehr und es begann ergiebig zu regnen. Keine gute Voraussetzung für den geplanten Spaziergang. Aber das hielt wider Erwarten, viele Interessenten nicht von einer Teilnahme ab – zum Erstaunen des Verfassers dieser Zeilen aber wohl auch des Tourenleiters. Der hatte sich gründlichst mit einer sog. „Lauf-Skizze“ , etlichen großformatigen Bildern und Info-Materialien zu den einzelnen Stationen auf die Tour vorbereitet und so ging es nach dem üblichen Willkommensgruß und der Information über das Ableben unseres ehemaligen Vorsitzenden Johannes (Hans) Schlüter gleich zu Jahresbeginn direkt vor dem Treffpunkt Altes Rathaus am Markt 1 erst einmal mit einem kurzen Abriss der Geschichte Dorstens los: Dorsten ist ein gewachsener, aber bald schon planmäßig erweiterter Ort mit fast rundem Grundriss und gitterförmigem Straßennetz. Älteste Befestigung 1301 zerstört, Neubefestigung durch Wassergraben, Mauer mit 20 Türmen, 3 Toren (Recklinghäuser im 0sten, Essener im Süden, Lippetor im Norden), abgebrochen 1827; Bastionen und Brückenkopf jenseits der Lippe im 17. Jh.; 1641 bei Belagerung viel zerstört, teilweise geschleift 1674. Festungswälle 1927/28 meist zu Straßen umgebaut, erhaltene Teile von Mauer und Türmen 1945 durch Bomben fast ganz zerstört.

Von dort ging es zum Ostwall/Recklinghäuser Straße /Recklinghäuser Tor. Hier erfolgte Ende der 1980er Jahre eine vollkommende Neugestaltung incl. Bau eines Stückes der ehemaligen Wallanlagen (Rekultivierung, wo Herr Lohse die Entwicklung der jüngeren Geschichte erläuterte, z.B. die Gestaltung des heutigen „Platzes der Deutschen Einheit“ - was etlichen Teilnehmern so gar nicht bekannt war oder nur noch in schwacher Erinnerung verblieben. Von dort ging es über den Südwall zu einem gegenüber liegenden weiteren Kleinod Dorstener Baukunst, dem Jüdischen Museum Westfalen, ein Haus mit überregionaler Bedeutung. Für die damaligen Akteure eine schwere Geburt, sowohl hinsichtl. der Beschaffung finanzieller Mittel als auch der bautechnischen Ausführung eines ehemaligen, verfallenen Wohnhauses mit hoher Sicherheitstechnik. Das 1992 eröffnete Museum bietet heute eine breite Palette an hochwertigen, wechselnden Ausstellungen, Vorträgen und Bildungsprogrammen, z.B. bietet es in der Zeit 28.06. – 02.07.2020 ein Workshop zum Thema „Jiddisches Lied“ mit anschl. Konzert an, den auch der Verkehrsverein sowohl finanziell als auch im Rahmen einer Radtour zur jüd. Kultusgemeinde in Recklinghausen begleitet.

Danach ging der Fußweg weiter um die Ecke, über die große Kreuzung mit der Gladbecker Straße hinüber zum ZOB / DB Bahnhof. Und da war es auch schon nicht mehr zu übersehen – das riesengroße Bau- und Hinweisschild des geplanten Umbaus zu einem „Bürgerbahnhof“ des schönen uralten und ab 1989 unter Denkmalschutz stehenden „Empfangsgebäudes“ des Dorstener Bahnhofes aus dem Jahre 1879 mit seiner lebendigen Geschichte. Der Bauantrag sei jetzt gestellt, so Dezernent Holger Lohse, und man rechne in diesem Jahr mit dem Baustart – die sog. „Bahnhofsfamilie“ ist schon ganz gespannt darauf und hatte in Vorfreude im letzten Jahr am 01.09.2019 den großen und bei herrlichem Sonnenwetter sehr gut besuchten Info- und Aktionstag „140 Jahre Dorstener Bahnhof – auf dem Weg zum Bürgerbahnhof“ gefeiert.

Die Zeit lief weiter und die Fußgruppe bei feuchtem, kühlen Wetter auch, bis zum nächsten Projekt von „Wir machen MITte“; dem An- und Umbau des in die Jahre gekommenen Treffpunkt Altstadt an der Gladbecker Str./ Auf der Bovenhorst. Hier konnte man in der Tat eine quicklebendige Baustelle in Augenschein nehmen, die schon seit einiger Zeit besteht. Aufgrund veränderter gesellschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen sowie neuer pädagogischer Anforderungen entsprechen Raumangebot und Außenflächen nicht mehr dem heutigen Stand. In Kooperation mit dem zukünftigen Bürgerbahnhof soll hier auf diesem „Campus“ ein breit gefächertes soziales Miteinander entstehen. Von dieser Stelle aus konnte der Blick dann auch direkt auf den nächsten Programmpunkt gerichtet werden – der alten, in 1895 erbauten Agathaschule gegenüber. Obwohl schon sehr alt, ist es immer noch ein imposanter Gebäudekomplex, der bis Mitte 2019 auch noch für den vollen Schulbetrieb für die Grundschüler genutzt wurde. Jetzt ist sie leergezogen, die Schülerinnen und Schüler zum Nonnenkamp gewechselt. Die Stelle in der Altstadt ist sehr begehrt und es liegen der Verwaltung konkrete Anfragen vor. Wer es aber ist und wer möglicherweise den Zuschlag erhält, dazu wollte und konnte unser Tourenleiter natürlich nichts erzählen – nur so viel, dass auch ALDI Interesse bekundet habe.

Und schon ging es weiter über den Südwall bis hin zum geschichtsträchtigen Essener Tor. Dank der Initiative und Tatkraft der Altstadtschützen und finanzkräftiger Sponsoren, in kleinerem Umfang auch unser Verkehrsverein, sowie aus öffentl. Mitteln des Altstadtfonds, wurde die ehemalige Brunnenanlage dort revitalisiert und mit einer Geschichtsstation angereichert. An dieser Stelle produzierte in der Zeit von 1860 bis 1900 ein Gaswerk aus Steinkohle das notwendige Heiz- und Leuchtgas.

Nun ging es über die Essener Straße auf dem blass gelblichen Klinkerbelag der neu gestalteten Fußgängerzone in die Innenstadt bis hinauf zum ebenfalls fertig gestalteten Areal der Franziskanerkloster-Anlage mit der St. Anna-Kirche, der Marien-Kapelle und der Wohn- und Geschäftsanlage. Im Jahre 1943 war übrigens auch die Wehrmacht im Franziskanerkloster einquartiert. Der Flugabwehrabteilungskommandeur quartierte sich mit seinem Stab in das Kloster ein und begann einen unterirdischen Geheimgang bauen zu lassen. Warum und wofür wurde nicht überliefert. Natürlich fiel hier an dieser markanten Stelle auch der Blick auf den 1979 von Prof. Paul Brandenburg geschaffenen wasserlosen Granatapfel (- Brunnen) – ein schon in der Bibel erwähntes Symbol und für Dorsten ein bedeutsamer Hinweis auf das neue, aufbrechende Leben nach der völligen Zerstörung durch den Krieg. Von hier war es dann auch nicht mehr weit zum nächsten Objekt am Westgraben / Höhe im Kühl : ein Relikt des ehemals 6-eckigen Wehrturms der ehemaligen alten Stadtmauer/Befestigungsanlage – vom Efeu freigelegt vom Dorstener Verein für Orts- und Heimatkunde.

Nach Querung des Westwalls ging es weiter in den Ferdinand von Raesfeld-Weg, nach rechts vorbei am Kindergarten der St. Agatha-Gemeinde mit seinem weitläufigen Außengelände hin zum sog. „Finkennest“ – mit der Adresse Westgraben Nr. 39, einem in 1972 von der Dorstener Wohnungsbaugesellschaft geplanten und jetzt frisch renovierten 8-stöckigen Hochhaus am Rande der Altstadt in idyllischer Lage. Hier erläuterte uns Holger Lohse die unter Kunst- und Baukennern geführten widersprüchlichen Diskussionen innerhalb der Verwaltung hinsichtlich der Gestaltung der neuen Außenfassade im Rahmen der Renovierung – die einen bevorzugten das ursprüngliche Gesicht der nackten Sicht-Betonplatten als Verblender der Balkone, die anderen eine modern-farbliche Gestaltung in grau, passend zu dem Gesamtanstrich (grau-rot). Die 2. Version setzte sich durch und machte auf die Besucher einen stimmigen und ansprechenden Eindruck.

Nur ein paar Schritte weiter, in Höhe des dortigen Spielplatzes wurde uns die zukünftige Gestaltung dieses immer etwas sumpfigen Wiesen- und Park-Areals im Rahmen des bald startenden „Schölzbach-Projektes“ im Rahmen von „Wir machen MITte“ gezeigt. Hier werden Wege-Bohlen bis hin zum Ufer-Promenadenweg am etwa 1932 fertiggestellten Wesel-Datteln-Kanal verlegt und der Spielplatz ausgebaut. Die Wiese könnte dann als eine Art „Matschwiese“ für das Spielen der Kinder hergerichtet werden.

An dieser Stelle befindet sich auf der anderen Seite des Kanals der Bürgerpark Maria-Lindenhof. Hier erläutert Herr Lohse die umfassenden Umbauarbeiten, mit neuem Wasserspielplatz und der Alten Jugendverkehrsschule als Treffpunkt für den Bürgerparkverein Maria Lindenhof e.V. Zudem erfolgt dieses Jahr die Errichtung des Bauwerkes Stadtkrone auf dem Hügel der jetzigen Erlebnisstation mit Blick auf die Lippe und deren schöne Auen.

Auch ein Blick von hier nach rechts war angesagt – die Hochstadenbrücke. Sie wird ebenfalls überplant und soll einen grauen Anstrich mit rotfarbigem Laufband erhalten und beleuchtet werden – so der Beschluss der Verwaltung und dem neuen Beirat für Kunst im öffentlichen Raum. Natürlich kam die Sprache an dieser Stelle auch wieder auf die Mercaden und deren vertane Chancen bei der Nichtbeachtung dieser „Schokoladenseite“ hin zum Wasser und der schönen und sehenswerten Wohnanlage „Im Werth“ gegenüber. Erfreuliches wusste der Dezernent jedoch noch zu einer weiteren Planung seitlich des Gebäudekomplexes Petrinums / VHS-Parkhaus zu berichten: Der Bau eines Multifunktionsspielfeldes sowie einer Parcouranlage angrenzender Liegewiese. Zudem wird hier der Hochstadenplatz ertüchtigt und mit neuen Sitzelementen ausgestattet.

Es ging nun auf der Promenade an den Mercaden weiter und hinüber zu dem noch gar nicht lange hergestellten neuen Lippetorplatzes vor Tedi und dem Schmuckstück des „Goldenen Ankers“ von Björn Freitag. Die Gestaltung dieses zentralen Platzes incl. der hellen Plattierung wurde als sehr angenehm und gelungen wahrgenommen – schade nur, dass dort nicht ein Stadthotel oder eine Konditorei vorhanden ist – aber wer weiß, was noch so kommt, wenn die gesamte Innenstadt erst einmal fertig neu gestaltet ist – incl. der Maßnahmen des beliebten Hof- und Fassadenprogramms.

Jetzt galt es noch den letzten Programmpunkt zu besuchen – die Klosterkirche von St. Ursula mit dem gekonnt gestalteten Vorplatz in der Ursula-Straße (frühere Blindenstraße) mit der vom Künstler Christoph Wilmsen-Wegmann geschaffenen, imposanten Stele davor – ein Geschenk des Dorstener Kunstvereins anlässlich seines 25-jährigen Bestehens in 2002 an die Stadtgesellschaft.

Wie verabredet, endete dieser interessante und wirklich gut gemachte Winter-Spaziergang zur Begrüßung des neuen Jahres 2020 mit unserem Technischen Beigeordneten Holger Lohse - gerade wieder in diesem Amt bestätigt- an der St. Agatha – Kirche nur unweit vom Ausgangspunkt. Der Verkehrsverein Dorsten sagt ihm an dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Dank für sein tolles Engagement an einem verregneten heiligen Sonntagnachmittag im Januar.

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