Bilder & Berichte
2020: Radtour Thema Bäche und Feuchtgebiete in Dorsten (Nordbereich)
Sonntag, 30.08.2020
Endlich war es wieder soweit! Nach langer Corona-Abstinenz startete der Dorstener Verkehrsverein wieder mit seinen geführten Radtouren.
Ablauf der Tour
An der Teilnehmerzahl war abzusehen, wie groß die Freude war, sich wiederzusehen und in Gemeinschaft zu radeln – oder war es das Thema und der Name des Tourenleiters: Hans Rommeswinkel vom Dorstener Planungs- und Umweltamt. Schon im letzten Jahr war die Begeisterung groß, als er uns die Natur und Ökologie der Dorstener Fließgewässer im Süden unseres Stadtgebietes erläuterte und kenntnisreich erklärte. Das war bei dieser Tour am letzten Sonntag im August nicht anders – nur die Himmelsrichtung war jetzt nordwärts ausgerichtet. Diesmal erweiterte er den Exkurs auch auf die potentiellen bzw. ehemaligen Feuchtgebiete aus, wie z.B. die Lippeauen hinter dem Bürgerpark Maria Lindenhof, das trockengefallene Deutener Moor mit Hinweis auch auf das nahe gelegene Lasthausener Moor, das Naturschutzgebiet der Rhader Wiesen oder auch das ehemalige Feuchtgebiet des Lembecker Wiesenbaches im Bereich des Torfvenns – heute vielfach landwirtschaftlich genutzte Wiesen und Äcker. Natürlich führte er sachkundig die interessierten TeilnehmerInnen auch an unsere bekannten Bäche des Hammbachs, des Rhader Mühlenbaches und Kalten Baches, des Midlicher Baches im Bereich von Neu-Wulfen, und des weit über unsere Heimat hinaus ob seiner besonders guten Ökologie hochgelobten Wienbaches an der Gälkenheide. Auf die provozierende Frage eines Teilnehmers am Deutener Moor - an dem auch der neue Wanderweg „Hohe Mark Steig“ vorbeiführt - warum der Wald hier oft so „unaufgeräumt“ aussieht, antwortete Rommeswinkel: Wir sprechen hier über die Ökologie = der Lehre vom Haushalt. Dort in unserem Wohnbereich, im Besonderen der Küche, sollte in der Tat eine hohe Reinlichkeit und Ordnung vorherrschen, für unsere Natur aber würde dieser Zustand tödlich sein – sie benötigt zum Leben ehe das „geordnete Chaos“ – hier ist alles mit Allem verbunden, ist im Gleichgewicht und praktisch ein sehr soziales System – sofern wir Menschen es nicht immer wieder stören würden! Nicht nur hier an dieser Stelle war zu spüren, wo sein „Herz“ zu finden war. Ein dankbarer und anerkennender Applaus war ihm am Ende der Reise mehr als sicher.
Vom Atlantisbad aus ging es zur zur Erlebnisstation „Stadt/Land/Fluß“ der Kunstschiene Bahn-Land-Lust auf dem Hügel am Ende des Bürgerparks, wo demnächst die Stadtkrone ihren Platz finden soll. Hier konnte man auf die von Brigitte Stüwe und Mitarbeiter geschaffenen Kubus per Smartphone den QR-Code abgreifen und so alles über die Lippe und deren Auen, über die Stadt und das Land erfahren. Darüber hinaus besteht hier die Möglichkeit auf einem breiten bequemen Liegestuhl einen Blick auf Kanal, Lippe und die Auen zu werfen – geplant ist hier noch ein Freischneiden der Bäume zu einem Fenster. Weiter ging es vorbei an der neu gestalteten Lippe-Lese-Lounge am Kanaldüker des Schölzbaches, ebenfalls gestaltet nach einer Idee von Brigitte Stüwe und flankiert von Emschergenossenschaft/ Lippeverband über die Hohenkampbrücke bis zum Pumpwerk Baldurstraße des aus Deuten kommenden idyllisch fließenden Hammbachs. Er fließt hier parallel zur Baldurstraße neben der Fähre dann in die Lippe. Von dort führte die Tour auf dem Radweg parallel zum Gewerbegebiet Baldurstraße (Sartory u.s.w.) nach links auf die ehmalige Bahntrasse bis etwa Höhe Breslauerstraße, hier querend die Pliesterbecker Str. und weiter auf dem Radweg, querend die Breslauer- und Mühlenstraße. Vor der Querung mit der Idastraße dann eine Hinweistafel des Lippeverbands mit dem Titel „Hammbach – vorwärts und rückwärts“ die hier anschaulich die geschichtl. Entwicklung des Bachverlaufes dokumentiert (siehe Foto).
Auf dem Radweg weiter parallel „Am Hammbach“ geht es bis zum Schulkomplex, querend die Juliusstraße am Paulinum und über den Brunsweg führt die Tour dann über die Borkener Str. links am Ufer des Brauchwasser führenden Blauen Sees vorbei bis zur Luisenstraße. Am Restaurant Püttmann vorbei geht es nach rechts in den unbefestigten Weg „Am Lipping“ , wieder parallel zum idylisch liegenden Hammbach auf der echten Seite, dann weiter geradeaus bis zur Heinrichstraße und dort leicht nach rechts schwenkend weiter auf dem Radweg zur Linken. Hier ist zur Rechten ein ausgewiesenes und langgestrecktes Obstbaum-Biotop am Hammbach, daß teilweise vom Dorstener Hegering ökologisch mit einer kommenden Obstbaumwiese aufgewertet wird. Wir fahren den Weg weiter, der dann Eichenweg heißt und immer parallel zum Hammbach führt. Am Söltener Landweg angekommen geht es nach rechts weiter und schon bald nach links abbiegend, immer dem Hammbach folgend, weiter auf dem Tüshausweg nach rechts bis zum bekannten Wanderparkplatz „Tüshaus Mühle“. Durch die schöne Soerheide, vorbei am ehemaligen Haus der „Hoppen Ziska“, vorbei am Heimathaus Deuten, den Sanddünen der Witte Berge und immer parallel zum Rhader Mühlenbach erreichen wir bald die Wege-Kreuzung Soerheide / Bakeler Weg / Bruchweg – und hier linksseitig den bekannten Eingang zum Deutener Moor mit seiner kleinen Wacholderheide. Hier wird ein Halt eingelegt und Hans Rommeswinkel holt weit aus zu Erklärungen der großflächigen fehlenden Moore aus, der Grundwasserknappheit (… uns fehlen mind. 2m Grundwasserpegel), den immer deutlicher sichtbaren Waldschäden, der gestörten Ökologie im Allgemeinen u.s.w.). Schon kurz zuvor machte er an einer geeigneten Stelle aufmerksam auf die invasiven Gehölze der Goldrute (allerdings insekten- und schmetterlingsfreundlich) , des Sommerflieders (Buddleja) und der Traubenkirsche – alles unerwünschte Neophythen aus Amerika oder China, die die heimischen Gehölze verdrängen und die die Forstwirtschaft schon längst bekämpft. Es geht weiter hoch zum Vorwerk nach Rhade (62% Landwirtschaft, 21% Wald) und hier zu der rel. neuen Schutzhütte an der Radwegeverbindung (Radspange) zwischen „100 Schlösser-Route“, Naturpark Hohe Mark und der Römer-Lippe-Route (VITAL-Region). Von hier hat man auch einen schönen Blick in das Naturschutzgebiet der „Rhader Wiesen“, eine Feuchtwiesenlandschaft, die leider auch immer mehr trocken fällt. geht nach den entsprechenden Hinweisen zu diesem Feuchtwiesengebiet weiter in den Lembecker Raum und dort in das Torfvenn im Wessendorfer Elwen.
Hier war vor langer Zeit ebenfalls ein Hochmoor, daß dann nach und nach urbar, umgewandelt, ertragreicher gemacht wurde und wo heute nur noch ausgedehnte Wiesen- und Ackerflächen zu sehen sind, an deren Randzonen der Lembecker Wiesenbach mehr oder weniger fließt. Es geht jetzt zur Stärkung und Reaktivierung der Kräfte zu „Tante Guste“ an der Midlicher Mühle am gleichnamigen Bach. Hier in ihrem weitläufigen wunderschönen Naturparadies wurden leckerer Kuchen und Kaffee oder auch eine Mettwurst verzehrt. Dann ging es längs des idyllisch fließenden Baches nach Neu-Wulfen, besser bekannt unter dem Ortsteil Barkenberg bis zum gleichnamigen, künstlich angelegten See vor den Toren der Gesamtschule. Hier wies Rommeswinkel noch einmal auf die ursprünglich wegweisende Konzeption dieses Ortsteils hinsichtlich neuer Baukultur und -technik, Familienfreundlichkeit, da verkehrsfrei bzw. -arm und hinsichtlich Ökologie und Naturfreundlichkeit. Leider wurden mit der Zeit auch immer mehr Schwachpunkte sichtbar und politische Entscheidungen nicht immer zielführend. Nun führte uns Rommeswinkel noch nach Altwulfen in ein Neubaugebiet am Bückelsberg. Hier hat die Stadt Dorsten parallel zum hinteren Schwarzwaldweg einen breiten Saum insektenfreundlicher Wildpflanzen entsprechend einer Erhöhung der Artenvielfalt (Biodiversität) eingesät, der bereits im Frühsommer eine bunt blühende „Augen- und Insektenweide“ produzierte. Hierbei wurde mittig eine Senke zur Sammlung von Oberflächenwasser eingearbeitet - entsprechend wurden unterbrochene Randsteine zum vorbeiführenden straßenbelag verbaut. Von hier ging es durch den Hervester Bruch mit seiner ihm eigenen Natur, mit ihren Störchen, Wasserbüffel und Heckrindern - ein landschaftlich reizvolles und artenreiches Feuchtgebiet. Aufgrund seiner Biotopvielfalt ist er für seltene Tier- und Pflanzenarten bekannt und hochgeschätzt. Über den Wedenhof ging es nun hinein in die Gälkenheide. Hier fließt der Wienbach - und dessen ökologische Qualität an dieser Stelle hob Hans Rommeswinkel als außerordentlich hoch hervor. Das liegt am so genannten Grundwasser-Phänomen. Im sandigen Bachbett sind kleine Fontänen sichtbar, die den Grundwasseraustausch dokumentieren. So entwickelt sich kaltes Bachwasser, das selbst im Sommer kühl bleibt und eine bemerkenswerte Fauna aufweist. Forellen, Mühlkoppen und Flussneunaugen sind hier zuhause. Auch viele kleine Lebewesen, die auf hohen Sauerstoffgehalt angewiesen sind, tragen zur großen Artenvielfalt bei.
An dieser Stelle endete die Tour. Der Verkehrsverein Dorsten bleibt nur noch dem fachlich außerordentlich versierten Tourenleiter ganz großen und herzlichen Dank zu sagen!