Bilder & Berichte
2021: Radtour zum Thema „Renaturierung und ökologische Optimierung des Schölzbaches/Schölsbaches“
Samstag, 09.10.2021
Da der Schölzbach/Schölsbach das einzige Fliessgewässer in der Dorstener Innenstadt ist und schon ein langes Leben hinter sich hat, leider aber in den letzten Jahren in der Bevölkerung und der Verwaltung wenig Beachtung fand und so an manchen Stellen zu einer Art „Kloake“ wurde, nahm sich der hiesige Kunstverein „Virtuell-Visuell anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2010 dieses Gewässers liebevoll an.
Unter seiner damaligen Leitung mit der agilen Angelika Krumat an der Spitze, setzte Mitte 2012 die “ Stühle an den Schölzbach – und die haben tatsächlich etwas mit Kunst zu tun. Die Künstlerin Billie Erlenkamp hat diese Stühle im Auftrag von „Virtuell-Visuell“ an den Bachrand gesetzt. An sechs Standorten entlang des Schölzbachs, zwischen Bahnlinie in der Feldmark und Mündung in die Lippe, hat sie nach ausgiebigem Studium der Örtlichkeiten in lockerer Gruppierung jeweils zwei oder drei der hölzernen Sitzgelegenheiten installiert. Zwei Standorte wurden von Grundbesitzern bemängelt. Diese Standorte hat der Kunstverein im Dezember 2012 durch andere ersetzt. Die „Hülsdünker“-Stühle stehen jetzt nahe am Klimawald (Goethe-Brücke an der Gladbecker Straße) und die „St. Elisabeth“-Stühle an der Straße „Am Schölzbach“ gegenüber dem ehemaligen Woolworth-Parkhaus. „Dieses Kunstprojekt hat sich zum Ziel gesetzt, die Eigenart, die Präsenz und Sichtbarkeit des Schölzbaches in den Fokus zu nehmen. Die von Billie Erlenkamp ausgewählten Orte sind nicht unbedingt idyllische, für die Aufstellung von Stühlen oder Bänken prädestinierte Räume, sondern eher solche, die den Bach in seiner Zurückgezogenheit und Verstecktheit wahrnehmbar machen.“
Diese Art der Kunstinstallation verstanden aber leider nicht alle Bürger:innen so ohne weiteres und so nahmen der Verkehrsverein Dorsten, Frau Krumat und der Oberst der Dorstener Schützen, Hendrik Schulze-Oechtering den Faden wieder auf, diesem Kunstwerk und dem Bach neues Leben einzuhauchen. Ein gemeinsamer Termin beim Bürgermeister und dem technischen Beigeordneten ergaben Klarheit, dass man „offene Türen“ eintreten wolle – ein großes Reaktivierungsprogramm der Dorstener Stadtmitte war bereits angedacht und„eingestielt“: Der Schölzbach durchfließt in Nord-Süd-Richtung das gesamte Programmgebiet von „Wir machen MITte“ und stellt einen wichtigen innerstädtischen Grünzug und Naherholungsraum dar, so das Eingangsstatement des Projektmanagement und weiter :Dieses fließende Gewässer ist wichtiger Identifikationsraum für Bürger*innen und Anwohner*innen, die sich auch für seine Aufwertung engagieren. Die ökologische Optimierung soll durch ein Konzept zur naturnahen Gestaltung von Fließgewässern und sich daraus ergebende Maßnahmen erreicht werden. Ziele sind unter anderem die Stärkung der ökologischen Funktion, der Schutz und die Förderung von Artenvielfalt sowie die Vernetzung des Grünzugs. Daneben ist der Bach mit angrenzenden Grün- und Freiflächen ein wichtiger Naturraum mit Freizeit- und Aufenthaltsqualitäten.
Daher wird neben den ökologischen Gesichtspunkten auch eine Freiraumplanung zur Verbesserung der Erlebbarkeit und Nutzbarkeit des Landschaftsraums für die angrenzenden Bereiche durchgeführt. Die Integration von Kommunikations-, Spiel- und Lernorten soll dabei berücksichtigt werden. Bedeutende Schwerpunktbereiche dafür sind der Bereich des Finkennests am Kanalufer, der Winks-Mühlen-Park und das Klimawäldchen. Bei der Planung und Umsetzung sollen auch interessierte und engagierte Bürger*innen und Gruppierungen eingebunden werden. Nun, dieses Projekt ist mittlerweile mit der Vollendung des Finkennest bereits weit fortgeschritten und so war der geplante Termin für die o.g. Radtour genau richtig terminiert. Der Geschäftsführer des für den Schölzbach Dorsten zuständigen Geschäftsführers des Wasser- und Bodenverbandes, Herr Markus Soddemann, zeigte sich offen für eine diesbezügliche Exkursion und sagte dem Verkehrsverein zu. Da er diesen Termin aus privaten Gründen aber nicht selbst wahrnehmen konnte, organisierte er in Absprache mit dem ehrenamtlich tätigen Vorstand Rudolf Askemper, einen mehr als ebenbürtigen Tourenleiter. Rudolf Askemper aus Bottrop- Kirchhellen und selbst Betreiber einer großen Hofstelle d.h. kannte nicht nur die Vorgaben, Vorschriften und Regularien des Verbandes sondern auch deren Auswirkungen bei unvorhersehbaren Umwelteinflüssen, d.h. er agierte sehr authentisch während der Radtour vom Anfang in Kirchhellen bis hin zum Ende des noch sichtbaren Bachs am Anfang des Finkennest in Dorstens Stadtmitte.
Ablauf der Tour
Etwa 20 Personen zeigten sich an dieser geplanten und im Flyer und der örtlichen Presse angekündigten Tour mit Startpunkt wie üblich am Atlantisspassbad. Nach Begrüßung durch den Verkehrsverein und der Vorstellung von Rudolf Askemper ging es zunächst zum Anfang des Gewässers über dessen Ostseite bis nach Kirchhellen – über den Betriebsweg des WSV am Kanal, weiter über den Storchsbaum auf der Hardt hin zur Plaggenbahn, am Friedhof vorbei, auf den Philospophenweg, Seikenheide, nach links auf den Alten Postweg,weiter nach links auf den Heideweg und weiter auf dem Nordhellenstrasse bis hin zur Brücke über den Breilsbach.Hier gab es einen Stop am neu gestalteten Radweg und ersten Erläuterungen zur Fliesswasserbewirtschaftung des Verbandes. Hier ereignete sich seinerzeit im Sommer ein sehr starker Niederschlag. An der Kreuzung Hofwiese / Gahlener Straße kam es u.a. in diesem Bereich zu großflächigen Überschwemmungen. Hier konnte das Wasser aufgrund einer Verstopfung dieser Straßenunterführung nicht ablaufen. Dadurch kam es zu Überschwemmungen der angrenzenden Gehöfte, so auch bei den Askempers an der Hofwiese. Während ein Bagger die Verstopfung beseitigte, pumpten die Einsatzkräfte das anstehende Wasser ab. Nach der Beseitigung der Verstopfung lief das restliche Wasser eigenständig ab. Es ging weiter in die Hofwiese, Up de Wälle, Kletterpoth, Kirchhellener Ring ¬ die von hier in Höhe des Brauhauses ausgehende und nach Osten führende Straße (Verlängerung nach Norden zur Hauptstraße ist die Clemens-Hofbauer-Straße und trägt den Namen „Am Schölsbach. Im Kirchhellener Sprachgebrauch gibt es mehrere Schölsbäche, doch nur einer ist der richtige, die übrigen sind lediglich Zuflüsse. Der eigentliche Schölsbach entspringt (entsprang) östlich Schuhmachers Garten, floss durch Schulten Wiese (heute Bebauung Burghof), unterquerte die Burgstraße, floss durch Gräften und Teiche der ehemaligen Burg Kirchhellen, unterquerte weiter den Wellbraucksweg und die Oberhof- /- Rentforter Straße. Von hier aus lässt sich der heutige Lauf des Baches weiter durch das Neubaugebiet Schultenkamp verfolgen, entlang der ehemaligen Bahntrasse nach Dorsten in die Lippe. An der Horsthofstr. 65, (Getränkehandel Sondermann) – hier wieder ein Halt mit weiteren Erläuterungen von Rudolf Askemper: In diesem Stadtbereich plant der Verband die Entfernung von Uferverbau (Faschinen) zur ökologischen Verbesserung und eine Entfernung der ca. 250m langen Verrohrung einschl.des vorhandenen Rechens (Schmutzfänger) im Bereich der Horsthofstrasse – oftmals eine schwierige und diffuse Planung, wie er freimütig bekennt.
Über die Pelsstr.hoch, geht es nach rechts ab „An der Dringenburg“ und nach dem Olympiahof Steinmann wieder rechts ab „In der Bräuke“, den Repeler Weg hin zu Haus Repel, Schulte-Repel und Richtung Tönsholter Weg, jetzt wieder an den Schölsbach. Im Bereich der Siedlung Tönsholt oberhalb der Ostlandstrasse quert der Bach unterirdisch die Bahngleise, macht dort einen Bogen und passt sich im Bereich der Wilhelm-Norres-Strasse / Tennisanlage Feldmark wieder dem Tönsholter Weg / den Bahngleisen an. Dann macht der Bach – jetzt betreut vom Lippeverband - vor der Gärtnerei Dreckmann einen Bogen sowohl nach rechts bis zur Gaststätte Maas-Timpert, unterquert dort die Bochumer Strasse (B224), verläuft am Rande des Stadtsfeldes in nordöstlicher Richtung Barloer Busch, um dort in den Rapphoffs Mühlenbach zu münden und auch nach links, jetzt als Schölzbach fließend , wieder Unterquerung der Bahngleise im Bereich der NWB und südlich der „Hohen Brücke“ in der Feldmark, läuft weiter durch das dortige Wäldchen zu einer techn. Anlage, einer Art „Bypass zur manuellen Steuerung der Wasserdurchflussmenge“ und wird für die Öffentlichkeit dann wieder sichtbar am Ende des Grünzuges „In der Miere“ am Rande des dortigen Neuen Friedhofes hin zur Gladbecker Strasse, die er dort unterquert und am Rande des Jahnsportplatzes / ehemalige Hülsdünkersche Mühle in ein neu gebautes Regenrückhaltebecken durchfließt.Hier erfolgte durch die Stadt Dorsten der Umbau und Anschluß des von südwestlich kommenden Mierebaches an den Schölzbach. Hier und weiter stadteinwärts am Eingang des Grünzuges Goldbrink, nahe der dortigen Goethe-Brücke inmitten des sog. Klimawäldchen, sollen innerhalb des „Wir machen MITte“-Projektes Aussichts- und Aufenthaltsbalkone entstehen. Der Bach geht jetzt weiter und durchquert das gesamte pittoreske Wäldchen, ebenfalls noch barrierefrei und ökologisch zu gestalten, ,unterquert nun die Kirchhellener Allee nahe des ehemaligen Schillergartens und fließt so in den schon mit einem interessanten und beliebten Spielplatz ausgestatteten Winks Mühlenpark ein.
Auch hier wird der Bach ökologisch aufgewertet und für eine fussläufige Überquerung des dort etwas aufgestauten Wassers mit Trittsteinen versehen. Eine ursprünglich durch den Schützenverein Altstadt dort vorgesehene Brücke zwecks eines barrierefreien Park-Rundgangs kann bautechnisch nicht umgesetzt werden. Am Parkausgang erfolgt wieder eine Strassenquerung (Alter Postweg), vorbei an privaten Grundstücken bis hin zur Gahlener Strasse und nach ebenfalls deren Unterquerung weiter am Rande des Geländes der Seniorenwohnanlage St. Elisabeth (Hansa), Unterquerung der Klosterstrasse und weiter durch privates Gelände dann unterirdisch in das bereits aufgewertete Finkennest am kath. Kindergarten St. Agatha, um jetzt nach einem Düker-Bauwerk mit Reinigungsanlage am Promenadenweg dann unterhalb des Weser-Datteln-Kanals in den Bereich der Wohnanlage „Im Werth“ und schlussendlich über ein sog. Sielbauwerk in die Lippe zu münden. Es war wieder einmal eine interessante und unterhaltsame Radexkursion, der den Teilnehmern:innen sehr gut gefallen hat. Unser Dank gilt daher im besonderen Masse dem ehrenamtlich tätigen Herrn Askemper vom Boden- und Wasserverband Schölzbach für dessen fachlich-versierte Führung und natürlich auch Herrn Soddemann für seine Bereitschaft diese Tour zu organisieren.