Bilder & Berichte

2016: Geführte Radtour durch ganz Dorsten zum Thema: „Kunst im öffentlichen Raum“

Sonntag, 05.06.2016

Petra Eißing, sachkundige und beliebte Gästeführerin der Stadt Dorsten im Rahmen der stadtinfo, hatte sich gut auf diese auch für sie recht ungewöhnliche Tour mit dem Rad vorbereitet.

Das fing bereits mit dem schönen Sonnenwetter an. Bereits um 11:00 traf man sich wie gewohnt am Atlantisbad - allerdings war die Anzahl der an diesem Thema interessierten Teilnehmer doch überschaubar - schade allerdings für alle diejenigen, die nicht dabei waren. Los ging es mit der Kunst bereits direkt zu Beginn der Tour: Für alle überraschend, stand doch schon in der Schiffbauerstraße 5-7 - etwas versteckt im hinteren Teil eines Geschäfts- und Bürohauses - der Besuch einer Mosaik- und Kreativwerkstatt an. Freundlich wurden wir hier von dem in Dorsten bekannten und ob seiner Kinder- und Jugendarbeit geschätzten Udo Sewz begrüßt (Mobil: 0176 47564651 / udo.sewz@gmail.com) und willkommen geheißen. Er hatte gar nicht viel Zeit, denn eine junge Familie mit Kindern feierte dort mit Udo heute den Kindergeburtstag! Dennoch erzählte er uns etwas über seinen großen und weiten Schaffenskreis gerade auch oftmals ehrenamtlich im öffentlichen Sektor.

Weiter ging es zum Paul-Spiegel-Berufskolleg an die Halterner Straße / Bismarckstraße . Voller Erstaunen und unwissend - stand die Gruppe dort an der seitlichen Gebäudefassade mit der von Profis gekonnt gestalteten Graffitikunst - teilweise unter Mitwirkung von Schülern dieser Einrichtung - eine wirkliche Bereicherung nicht nur für dieses weit über Dorstens Grenzen hinaus bekannten Schulgebäudes. Gleich über die Bismarkstraße auf die andere Straßenseite wechselnd, sieht man - etwas zurückgesetzt - in Richtung Hohefeldstraße ein modernes, rel. flaches Gebäude - es handelt sich hier um die Frühförderstelle der Lebenshilfe in Dorsten, einschl. Verwaltung - und nur eines von mehreren Gebäuden dieser so bedeutsamen Einrichtungen für Menschen mit geistigen Behinderungen und deren Angehörigen in Dorsten - das auf seiner linken Fassadenseite ebenfalls ein imposantes Kunstwerk zeigt: Ein von der Schermbecker Künstlergruppe "Nebelhorn" (beheimatet auf dem Gelände des Lühlerheimes in Drevenack/Damm) - gestalteter großer, bunter "Paradiesvogel".

Von dort ging es zum Zechengelände / CreativQuartier Fürst Leopold und dort u.a. in die große Maschinenhalle mit der bekannten, revitalisierten Dampfmaschine. Just zu dieser Zeit bereitete dort unter Mitwirkung von virtuell-visuell, des Kunstvereins und des Bergbauvereins u.a. die chinesische Künstlerin Xiaodan Chen eine beeindruckende Ausstellung auf. Darin ist ein riesiger Knochen aus Aluminium - über der Dampfmaschine an schweren Stahlketten als sichtbarstes Zeichen aufgehängt, denn in ihrer chinesischen Heimat sind Knochen und Kohle gute Verwandte, Träger von Energie. Denn in der chinesischen Kultur sind Knochen ein Symbol für Energie und Kraft, weil sie als einzige Teile des menschlichen Körpers Jahrhunderte oder auch Jahrtausende überdauern können. Natürlich wurde auch zum Brunnenplatz - eigentlich ein "Kleinod" unserer Stadt - innerhalb der historischen und denkmalgeschützten Zechensiedlung Hervest Dorsten gefahren und Petra Eißing erläuterte dort alles Wesentliche zu dieser Siedlung aus kunsthistorischer Sicht. Die Zeit lief weiter und Frau Eißing hatte noch so Einiges vor. So ging es dann auf den Spuren von Schwester Paula weiter nach Holsterhausen in die Vorhalle der Basketball Hochburg der BG Dorsten, der Sportarena an der Juliusstraße. Wer hätte hier wohl ein Kunstwerk von ihr vermutet - rechts an der Wand zur Halle ein Relief, das eine Spielszene während eines Basketballspiels zeigt - aber sie fühlte sich den Dorstenern doch sehr verbunden.

Da ja auch noch Kunstwerke in den weitläufigen Bereichen im Dorstener Norden, der Herrlichkeit, geschaut werden sollte, ging es jetzt durch unsere schöne Kulturlandschaft nach Lembeck zu den dort ehemals beheimateten Karmeliterinnen im Michaelisstift. Dort konnten im Aussenbereich nicht nur die Gräber derer von Merveldt betrachtet werden - schließlich war es ehedem gedacht als ein Domizil für die gräflichen Witwen Merveldt. Petra Eißing hatte sich hier mit dem Küster, Herrn Riedel verabredet, der uns die eigentliche Kapelle aufschloss und wir so einen Eindruck über die dortigen kirchlichen Kunstschätze erleben durften. Es ist in der Tat eine beeindruckende Kapelle, wurde diese doch von dem bekannten und berühmten Baumeister Johann Conrad Schlaun erbaut und gestaltet. An Michaelis 1727 wurde die Kapelle geweiht. Heute bewohnen das Gästehaus des ehemaligen Stiftes aus den Kriegsgebieten des Vorderen Orients geflüchtete Menschen.

Seitens des Küsters wurde uns Besuchern sehr empfohlen, einmal an der sonntäglichen Messe früh um 08:00 Uhr teilzunehmen. Über den Michaelisweg und das angrenzende große Waldgebiet des Hagen ging es zum Wasserschloss Lembeck - zunächst mit einem kleinen Halt an der bezaubernden "Rückansicht" des Schlossparkes. Dann - noch vor den Toren des Schlosses - gibt es ja bekanntlich ein nettes, kleines Café, in das die Gruppe auf der Sonnenterrasse Platz nahm und sich dort mit diversen Getränken und Leckerbissen erst einmal stärkte und über dies und das ins Plaudern kam. Es war schon früher Nachmittag, als die Gruppe über Deuten langsam wieder Richtung Dorsten-Mitte zurück nach Hause fuhr. In diesem Ortsteil führte Petra Eißing die Teilnehmer wieder zu einem besonderen Kunstwerk - der dort inmitten eines Eichenwäldchen gelegenen katholischen Kirche "Herz Jesu" und erzählte launig, wie es zu der Planung und dem Bau dieser Kirche im Kriegsjahr 1942 durch den damals bedeutenden und progressiv planenden Kirchbaumeister Prof. Dominikus Böhm gekommen war - nämlich indirekt durch den Anstoß des "großen", wortgewaltigen Münsteraner Bischofs Clemens August von Galen anlässlich einer Firmungsreise in diese Bauernschaft.

Damit war die Tour aber noch nicht zu Ende, hielt unsere Gästeführerin doch noch eine besondere Überraschung bereit - den Besuch eines weiteren Künstlerateliers - hier in Deuten. Wir fuhren in das Wohngebiet auf der anderen Seite gegenüber dem Restaurant Hessefort, und dort, ziemlich am Ende der Straße - im Hintergrund sah man schon große Bäume und Tannen, zu einem größeren Wohnhaus, der Wohn- und Wirkungsstätte der in Dorsten bekannten und vielseitig agierenden, lebenslustigen Künstlerin (Dorstener Gruppe/Kunstverein/Kulturhauptstadtjahr 2010) Regina Schumachers, einer Freundin Petra Eißings, wie die herzliche Begrüßung verriet. Frau Schumachers führte uns dann erst einmal in das Untergeschoß in ihr Atelier, wo wir mit einem Getränk von ihr willkommen geheißen wurden. Allein schon dort konnte man auf Anhieb deren künstlerische Vielseitigkeit anhand von diversen Bildern, Graphiken, Skulpturen, Sammlerobjekten - gerade auch aus dem Bereich unseres Ruhrgebietes/Bergbau bestaunen. Als es dann aber während des Rundgangs durch das große, weitläufige Haus ging, wurde dieser Eindruck nur noch weiter bestärkt, als Frau Schumachers uns wandgroße Malereien und künstlerisch aufwändige Werkstücke präsentieren konnte - waren alle Besucher wohl mehr als beeindruckt und begeistert.

An dieser Stelle bedankt sich der Verkehrsverein noch einmal ganz herzlich bei Frau Petra Eißing für diese schöne und interessant gestaltete Exkursion zu dem o.g. Thema mit dem Rad und natürlich auch bei den beiden Kunstschaffenden selbst für die Bereitschaft, uns ihre Ateliers zu öffnen und einen Einblick zu gewähren. Dieser Dank gilt natürlich auch dem Küster des Michaelisstiftes, Herrn Riedel.

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