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2022: Radtour zu den Grenzen der Herrlichkeit - mit Christian Gruber

Samstag, 06.08.2022

Es waren wohl 36 Personen, die sich am Rondell der Amtsverwaltung an der Halterner Straße trafen, um mit Hilfe von Christian Gruber die Grenzen eines Teils unserer Herrlichkeit selbst zu erkunden.

Eine Kooperation vom Heimatbund Lembeck und Stadt Dorsten e.V. und vom Verkehrsverein für Dorsten und Herrlichkeit e.V. machte das anlässlich des 100jährigen Bestehens des Heimatbundes möglich.

Ablauf der Tour

Die Herrlichkeit Lembeck hat vom Mittelalter an eigentlich nur bis zur napoleonischen Zeit existiert. Aber das Gebiet hat danach noch als Ämter Lembeck und Altschermbeck und später in gewisser Weise als Amt Hervest-Dorsten bis zur kommunalen Neugliederung 1975 eine Verwaltungseinheit gebildet. Dabei gilt der Begriff Herrlichkeit geschichtlich für ein besonderes Herrschaftsgebiet. Die Grafen von Lembeck hatten in diesem Teilgebiet des Fürstbistums Münster jahrhundertelang das volle Lehnsrecht, das Patronatsrecht über die Kirchen und die volle Gerichtsbarkeit.

Schon kurz hinter den Mercaden gab es einen ersten Stopp. Christian Gruber erklärte auf Höhe der Schölzbachunterquerung des Kanals, dass sich hier ein Drei-Länder-Eck befunden hatte. „Bis gegen 1800 stießen hier am Rande der Altstadt das Vest Recklinghausen, das Herzogtum Kleve und das Fürstbistum Münster zusammen“. Weiter ging es zwischen Kanal und dem damaligen Grenzfluss Lippe nach Schermbeck. Bis 1975 war der Ort in das katholische Altschermbeck und und das evangelische Schermbeck geteilt. Über den Kapellenweg ging es nun in die Ortsmitte. Zwischen den Häusern Mittelstraße 72 und 74 zog Christian Gruber mit Kreide die Grenze nach, an die keine Informationstafel erinnert. Die Teilnehmer waren erstaunt über den alten Grenzverlauf mitten im zusammengewachsenen Ort.

Am Museum des Geschichts- und Heimatvereins Schermbeck begrüßte dessen Vorsitzender Rolf Blankenagel die Gäste. Er gab Informationen zur Schermbecker Geschichte und zum Museum, dass sonntags von 10 bis 13 Uhr geöffnet ist. Zwischen Schermbeck und Altschermbeck verliefen auf der Straße von Dorsten nach Erle bis zum 31.12.1974 insgesamt 7 Grenzen:

Grenze zwischen Rheinland und Westfalen (LVR/LVWL)
Bezirksgrenze: Reg. Bez. Düsseldorf – Reg. -Bez. Westfalen
Kreisgrenze: Kreis Wesel – Kreis Recklinghausen
Ämtergrenze: Amt Schermbeck -Amt Hervest Dorsten
Gemeindegrenze: Schermbeck – Altschermbeck
Bistumsgrenze: Bistum Köln – Bistum Münster
Grenze ev. Kirche: Rheinland – Westfalen.

Zum 01.01.1975 (kommunale Neuordnung in NRW) entfielen die Ämter- bzw. Gemeindegrenze. Die übrigen 5 Grenzen rückten nach Osten bis an die Stadt Dorsten. Schermbeck ist aber seit je her eine Grenzregion.

Nach einer Stärkung mit Kaffee und Kuchen ging es weiter die Westricher Straße zur berühmten tausendjährigen Erler Femeiche, die im letzten Jahr als Nationalerbe ausgezeichnet wurde. Carlo Behler, verkleidet als Freigraf Bernt de Duiker, führte die Besucher in das Jahr 1441. Urkundlich verbürgt hatte das mittelalterliche geheime Femegericht über den Schöffenmord des Gert von Diepenbrock zu urteilen. Er wurde zum Tode verurteilt und wegen Abwesenheit für vogelfrei erklärt. Der Heimatvereinsvorsitzende Norbert Sabellek lud anschließend zu einem Schnaps und Schnittchen ins Heimathaus ein. Anschließend radelte die Gruppe gestärkt und bei bestem Wetter durch die Rhader Wiesen und der Uefter Mark Richtung Dorsten zurück.

Harald Stucken vom Verkehrsverein resümierte dankbar: „Es war ein schönes Gefühl, so herzlich bei Freunden willkommen geheißen zu werden in ihren schönen Häusern – und dabei noch so wunderbar von den Mitgliedern mit Kaffee, selbst gebackenen Kuchen und Schnittchen verwöhnt zu werden.“ Es war wieder eine sehr informative Veranstaltung bei guter und geselliger Unterhaltung und im nächsten Jahr soll daher eine Weiterführung dieser Exkursion stattfinden.

Fotos