Bilder & Berichte

2023: Besuch der neuen Mündung des Schermbecker Mühlenbaches in die Lippe

Donnerstag, 27.04.2023

Leider nur neun Personen hatten sich für diese sehr interessante Exkursion an der Radstation eingefunden – und nach der üblichen Begrüßung ging es dann bei sonnigem Wetter auch gleich los – am Kanal entlang Richtung Alter Postweg in unsere Nachbargemeinde Schermbeck.

Dort vor der rel. neuen Kläranlage angekommen, hieß es erst einmal warten. Mit dem Lippeverband vereinbart waren an diesem Tag und zu dieser Stunde ein Zusammentreffen mit Wolf Debus und Julia Reinbeck. Aber ein Anruf beim Lippeverband ergab schnell die Klärung – und da kamen die Beiden auch schon an. Sie waren bereits an der Baustelle gewesen und kehrten nun zu uns zurück.

Ablauf der Tour

Nun, nach kurzer Vorstellung – Wolf Debus, Dipl.Bau-Ing. bei der Emschergenossenschaft/Lippeverband – war der seinerzeitige verantwortliche Ingenieur der Umarbeitungsarbeiten an der Mündung des Bachs im Rahmen des Programms „Lebendige Lippe“ und Julia Reinbeck, zuständig für die ökologische Gewässerentwicklung beim Lippeverband – konnte es jetzt vorbei am alten Iduna-Hall-Gelände, an Äckern und Weiden zur Baustelle gehen. Durch Bauzäune und dicken Felsen vor unbefugtem Zutritt geschützt, kamen wir dort zusammen. Erst hier erklärte dann Wolf Debus die eigentliche Baumaßnahme anhand von mitgebrachten großen Foto- und Datenblättern der Gemarkung Bricht (siehe Fotos). Dabei vergaß er natürlich nicht zu erwähnen, dass sie deutlich kürzer war als ursprünglich veranschlagt, bedingt durch die dafür gute Bodenbeschaffenheit. Das übergeordnete Ziel des Programms „Lebendige Lippe“, 2013 vom Lippeverband im Auftrag des Landes NRW im Rahmen seiner Pflichtaufgaben aufgelegt, ist die langfristige Verbesserung und Wiederherstellung eines intakten Fluss-Auen-Ökosystems mit der Erhaltung und Entwicklung von bach-, fluss- und auenspezifischen Strukturen und Lebensgemeinschaften, auf die die Lebewesen am und im Wasser angewiesen sind.

Die vielen Maßnahmen fügen sich zu einem starken Gesamtpaket für Flora und Fauna zusammen – ergänzt Julia Reinbeck. Mit diesen Massnahmen geben wir lediglich die grobe Richtung vor. Wir möchten der Natur den nötigen Freiraum geben, sich zu entwickeln, wie es für sie am besten ist. Im Uferbereich bauten sie daher sogenanntes Totholz oder Wurzeln ein. Das abgestorbene Holz bietet neben der höheren Stabilität – auch von diversen, sich selbst auflösenden Kokosmatten ergänzt – für das Ufer auch den Vorteil, dass verschiedene Fischarten Unterschlupfmöglichkeiten finden. Dünen in unterschiedlicher Höhe und noch nicht bewachsen – außer dem Berufskraut - vervollständigten das gesamte Gebiet auf dem immer wieder auch gestapeltes Totholz zu sehen war. Im Bachbett selbst waren hier immer wieder Schikanen eingebaut bzw. auch sog. „Bremsen“, damit das Wasser sich u.a. mit Sauerstoff anreichern konnte oder auch sog. Ruhezonen sich entwickeln konnten. Die Anlage von Auenstrukturen, Flutmulden für häufigere Überflutungen und ein geringeres Gefälle des Mühlenbaches waren hier die bedeutsamen Arbeiten. Und dann, nach langer Wegstrecke und fünf Windungen, mündete der renaturierte Bach dann allmählich in die Lippe.

Es war für uns ein wirkliches Erlebnis, jetzt diese Gesamtmaßnahme mit eigenen Augen sehen zu können und wir versprachen, ggf. in zwei oder drei Jahren noch einmal zu kommen, wenn sich eine geschlossene Vegetation gebildet hat. Der Verkehrsverein sagt Wolf Debus und Julia Reinbeck ein herzliches Dankeschön für ihre vielfachen Erläuterungen und Erklärungen und wünscht noch weitere solcher Projekte. Da jetzt noch Zeit war, fuhren wir die beschauliche Schleife Gietlingsweg / Gartroper Weg und weiter rein nach Schermbeck bis hin zur kleinen Gastronomie Schoel im Lichtenhagen 16C. Hier konnten wir uns bei den Angelteichen und vielfachen Volieren noch einmal diesen schönen Tag Revue passieren lassen.

Fotos