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2024: Winterwanderung und Begrüßung des neuen Jahres in Deuten mit Anne Heßbrügge

Sonntag, 07.01.2024

Der sog. Winterspaziergang des Dorstener Verkehrsvereins ist schon eine Tradition, die sich vom Ehrenvorsitzenden Walter Schulte beginnend bis zum heutigen Tage fortsetzt - mit unterschiedlicher Besetzung und Ziel sowie Anzahl der teilnehmenden Personen.

Und so trafen sich diesmal am Wanderparkplatz der Emmelkämper Mark die diesjährigen Teilnehmer mit der bekannten und beliebten Naturführerin Anne Heßbrügge und wünschten sich für das neue Jahr gegenseitig alles Gute und Gesundheit. Den widrigen Wetterverhältnissen entsprechend hatte sie die Route aus dem Wald heraus zur Dorfmitte hin geändert.

Ablauf der Tour

Mit diesem Dorstener Stadtteil, durch mannigfaltige Exkursionen und auch der Mitgliedschaft im Heimatverein bestens vertraut, erzählte sie uns zunächst ganz generell etwas zu Deuten: Auf Dorstener Gebiet ist es der Stadtteil mit der geringsten Bevölkerungsdichte und nach Angaben des Vermessungsamtes der Stadt Dorsten auch der geografische Mittelpunkt von Dorsten.

Von Nord nach Süd fließt der Rhader Mühlenbach durch Deuten, der ab der Tüshaus Mühle seinen Namen in ‚Hammbach‘ wechselt. Östlich des Baches liegt der Siedlungsbereich Deutens, der sich in drei Teile gliedert: im Süden Sölten, in der Mitte Deuten, im Norden Brosthausen. Das älteste Gebäude des Ortes ist die Tüshaus Mühle, eine über 400-jährige historische Wassermühle.

Jetzt ging es los, zunächst über die Soerheide bis zum Heimathaus. Dort dann noch einmal ein kurzer Aufenthalt, wo Anne Heßbrügge den möglichen historischen Ursprung des Namens “Soerheide” erklärte: Kennzeichnend ist der oft nährstoffarme und saure Boden. Danach dann ging es nach rechts weiter, vorbei am Heimathaus mit seinem Garten bis hin zu einer Brücke über den Rhader Mühlenbach, der ab der Tüshaus Mühle dann zum Hammbach wird: Hier dann wieder ein Stop und weitere Erklärungen: Er entspringt im Raum Reken und seine Auen sind Teil des Naturschutzgebietes mit dem Namen „Bachsystem des Wienbaches“. Teile des Fließgewässers sind wegen seiner hervorragenden Wasserqualität ebenfalls unter Naturschutz (FFH) gestellt. Grundwasserzutritte an verschiedenen Stellen im Bachsystem sorgen auch im Hochsommer für relativ kühle Temperaturen im Wasser, was auch zu einer höheren Sauerstoffbindung führt. Dadurch leben für diese Art von Fließgewässer seltene Arten in ihm, wie die Groppe oder das Flussneunauge.An dieser Stelle war auch das Deutener Storchennest zu sehen.

Es geht weiter vorbei am Regenrückhaltebecken - zu dieser Zeit deutlich mit Oberflächenwasser gefüllt - hin zur Kirche Herz Jesu, der Kita und zur Grundschule und damit zur neu gestalteten Dorfmitte, die planmäßig in 2024 fertig sein soll. Das gesamte Areal rund um die Grundschule (Teilstandort der Wilhelm-Lehmbruck-Schule) wird bis ans Pfarrheim der Kirchengemeinde Herz Jesu deutlich aufgewertet. Wir wenden uns jetzt dem Kirchengebäude auf dem Grundstück zu und Anne Heßbrügge erzählt zur Entstehungsgeschichte der Kirche in Deuten, der ersten Holzbaracke, die 1920 eingeweiht wurde und der Anregung des damaligen Bischofs von Münster (Klemens August Graf von Galen) zum Bau eines neuen Kirchengebäudes. Die Deutener konnten dafür den berühmten Architekten Dominikus Böhm gewinnen. Diese Kirche wurde am 13.8.1942 eingeweiht, als einzige in der Diözese in dieser Zeit. Mit seinen architektonischen Besonderheiten sowohl innen als auch außen steht die Kirche heute unter Denkmalschutz.

Weiter ging es den Kirchweg hinauf und auf etwa der halben Höhe zu den alten Hofanlagen Deutens wird wieder ein Stop eingelegt. Anne Heßbrügge erklärt hierzu Folgendes: Wir stehen jetzt am sogenannten Deuterfeld nördlich der B58 als die Kernflur der Siedlung. Die höhere Qualität des Bodens ist durch den Lehmanteil gegeben. Der Flurname „Lehmkuhle“ im Osten weist darauf hin. Das Deuterfeld ist seit Jahrhunderten als Acker genutzt worden. Die zugehörigen ersten Hofstellen - die Kernsiedlung Deuten - liegen nordwestlich des Feldes in einem Haufendrubbel auf dem Hochufer des Rhader Mühlbachs. Dorthin führt uns der Weg als nächstes. Dieser Kern der Siedlung Deuten besteht - llaut historischer Forschung (Franz Schuknecht, Ort und Flur der Herrlichkeit Lembeck) - aus den 5 Urhöfen Schulte, Ross, Heiming, Duwe und Deutmann/Specking. Durch Teilungen und Aussiedlungen entstand eine Hofgemeinde und schließlich die Bauerschaften.

Jetzt geht es vorbei am Bildstock des “Heiligen Josef” - schon immer hatte die Herz Jesu-Kirchengemeinde in Dorsten-Deuten eine besondere Liebe zum hl. Joseph von Nazareth, den Papst Pius IX. 1870 zum Helfer in allen Angelegenheiten und zum Patron der Gesamtkirche machte. Die Nachbarschaft Alt-Deuten erkor auch ihn zu ihrem Schutz gebenden Heiligen, der seit 1930 am Weg zwischen Deuten und Rhade steht - hin zum Freistuhl in Deuten. Der Freistuhl Deuten ist eine Gedenkstätte für historische Gerichtsversammlungen, die im Mittelalter auch in Deuten stattgefunden haben. Urkunden aus dem 15. Jahrhundert belegen, dass es unweit des Hofes Specking einen Freistuhl gegeben hat. Als die Familie Alfes 1986 beim Pflanzen eines Apfelbaumes auf einen großen Findling stieß, schlossen geschichtskundige Leute aus dem Heimatverein, dass dies der Ort des Freistuhls gewesen sein könnte. Denn Freigerichte wurden meist unter freiem Himmel an markanten Orten, wie zum Beispiel auch an einem großen Findling abgehalten. 2022 wurde diese Gedenkstätte vom Heimatverein noch einmal neugestaltet und mit einer Eröffnungsfeier vorgestellt.

Vom Freistuhl aus ging es auf dem Weg Soerheide zurück zur Waldkante. Hier verwies Anne Heßbrügge auf die südliche Grenze des Gebietes Witte Berge/Deutener Moore, ein etwa 85 ha großes und zweigeteiltes Naturschutzgebiet. Dies war das ursprüngliche Ziel dieser Wanderung. Aufgrund von aktuellen waldspezifischen Gefahren wurde an diesem Tag jedoch die beschriebene, aber nicht weniger spannende Route durch den Siedlungsbereich von Deuten gewählt. Ein Angebot von geführten Wanderungen in das Naturschutzgebiet Witte Berge/Deutener Moore findet sich z.B. beim RVR und beim Verein der Naturparkführer Hohe Mark. Wir marschierten auf dem Weg Soerheide an der Waldkante wieder zurück zum Parkplatz. Der Verkehrsverein Dorsten bedankt sich ganz herzlich bei Anne Heßbrügge für die tolle Tour durch Deuten, das uns nach dieser Exkursion wesentlich vertrauter geworden ist.

Fotos